One of These Days (c) 2022 Flare Film, Michael Kotschi(1)

One of These Days

6
Drama

Ein Vierteljahrhundert, nachdem S.R. Bindlers Hands on a Hard Body einen realen Ausdauerwettbewerb im texanischen Longview dokumentierte, startet Bastian Günthers fiktive Bearbeitung One of These Days. Deren dramatisches Scheitern vermittelt exemplarisch die Kernfrage, die der stoische Zweiakter provoziert: Was hätte Robert Altman getan? Der Kultregisseur verstarb vor Umsetzung seiner Adaption des viel beachteten Stoffs, der ein Schlaglicht auf Vermarktung und Vorführung sozialer Misere wirft.

Nach dieser demaskierenden Dringlichkeit strebt auch Günthers Diptych aus Familiendrama und Kapitalismuskritik. Doch der Blick auf den alltäglichen Sozialdarwinismus bleibt so unscharf wie die emphatische Skizze des Imbissangestellten Kyle (Joe Cole), der für seine Familie einen Truck zu gewinnen hofft.

 

Dafür steht er im von der vereinsamten Organisatorin Joan (Carrie Preston) beworbenen Hands On Wettbewerb mit 20 ähnlich Verzweifelten mit einer Hand am Preisobjekt, das dem Letzten gehört. Anders als in Sidney Lumets They shoot Horses, don’t they?, den die Story unweigerlich heraufbeschwört, entwickelt sich das zermürbende Schauspiel nie zur übergreifenden Allegorie des leeren Versprechens vom materiellen Aufstieg.

Während die Mitbewerber*innen psychologisch auf ein Charaktermerkmal oder Gimmick reduziert werden, konkretisiert sich Kyles privater Hintergrund erst nachträglich. Der inszenatorische Kunstgriff untergräbt den angestrebten Realismus der Story. Der entgeht die unheimliche Analogie ihres Endes, das ein die Kunst nachahmendes Leben künstlerisch variiert.

Regie und Drehbuch: Bastian Günther, Darsteller: Joe Cole, Devyn A. Tyler, Carrie Preston, Callie Hernandez, Cullen Moss, Lucy Faust, Lynne Ashe, Filmlänge: 119 Minuten, Kinostart: 20.05.2022

One of These Days




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