Belfast (c) 2021 Focus Features, LLC (2)

Belfast

6
Drama

Zur Beruhigung aller nachhaltig Traumatisierten Kenneth Branagh’scher Megalomanie: Seine Filme werden bedeutend besser, wenn er nicht auch die Hauptrolle übernimmt. Das ist zum Glück der Fall bei seiner nostalgischen Rückschau auf die Titelstadt Belfast Ende der 60er. Die aufflammenden Troubles werfen ihren Schatten auf die von religiösen Grübeleien, ersten romantischen Gefühlen und Liebe zum Kino geprägte Kindheit des 9-jährigen Buddy (Jude Hill). Der steht natürlich für den Regisseur und Drehbuchautoren selbst, der hier in einem Zuge mit der nordirischen Hauptstadt seine Sippe idealisiert und – passend für jemanden, der schon mit 30 seine erste Autobiografie veröffentlichte – an seinem eigenen Mythos bastelt.

 

Der Bürgerkrieg kommt da wie gerufen, um Buddy beschauliche Abenteuer zwischen Kirche, Klassenzimmer und Candystore nicht gänzlich belanglos erscheinen zu lassen. Diese Tendenz zum Kalkül unterwandert die durch realistischen Zeitkolorit und grandiose Schwarz-Weiß-Bilder heraufbeschworene Atmosphäre, getragen von den hervorragenden Darstellungen Caitriona Balfes und Judi Denchs als Buddys Mutter und Großmutter. Süße Wehmut nach einer unbeschwerten Zeit nachbarschaftlicher Gemeinschaft und häuslicher Geborgenheit vergolden die Realität der Gewalt. Die manifestiert sich vorrangig als Colin Morgans Bully Billy sowie einen absurden Showdown; Vorwände für den unvermeidlichen Aufbruch der Eltern, deren relatives Privileg das warmherzige Familienalbum genauso geschickt ausblendet wie deren politische Position.

Regie und Drehbuch: Kenneth Branagh, Darsteller: Jude Hill, Lewis McAskie, Caitriona Balfe, Jamie Dornan, Judi Dench, Ciarán Hinds, Filmlänge: 98 Minuten, Kinostart: 24.02.2022




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