Falling (c) 2020 Prokino Filmverleih(7)

Falling

3
Drama

Das Wahlquartal ist ein bezeichnender Starttermin für eine dramaturgische Endlosschleife mit der Implikation, alte weiße Wirrköpfe, die lauthals Rassismus, Sexismus, Homophobie und vulgäre Witze ausspucken, seien mit unendlicher Genügsamkeit zu ertragen. Viggo Mortensens Regiedebüt trumpft noch auf mit der Message, ein Misanthrop wie der greise Hauptcharakter Willis (Lance Henriksen) verdiente ausgerechnet Unterstützung der von ihm attackierten Gesellschaftsgruppen. Dazu zählt Sohn John (krampfig: Mortensen), der den Alterssenilen in sein Heim zu Ehemann Eric (Terry Chen) und der kleinen Tochter holt. Die Konstellation fungiert einzig als Setup für Opas Hasstiraden und Obszönitäten, von denen sich Regisseur und Drehbuchautor Mortensen nie überzeugend distanziert.

 

Sentimentale Rückblenden zeigen den jüngeren Willis (Sverrir Gudnason) beherrschter, aber nicht liebenswerter, sodass Johns masochistische Duldsamkeit unverständlich bleibt. Plot und Protagonisten treten auf der Stelle in der klischeehaften Inszenierung, die so anstrengt wie die abstoßende Hauptfigur. Deren Demenz dient als wohlfeiles Vehikel für deplatzierte Sympathie. Antiintellektualismus und aggressive Anfeindungen erhalten hier die Konnotation von Pointen, als sei Alltagsfaschismus bloß erfrischend nicht pc. Inmitten jener indirekten Legitimation destruktiven Reaktionismus und toxischer Männlichkeit poltert Henriksens als Clint-Eastwood-Abklatsch. Seine heroischste Tat: ein Besuch bei Proktologe David Cronenberg. Die Untersuchung wirkt wie eine groteske Definition der pathetischen Elegie auf bigotte patriarchalische Autorität.

Regie und Drehbuch: Viggo Mortensen, Darsteller: Viggo Mortensen, Lance Henriksen, Sverrir Gudnason, Laura Linney, Hannah Gross, Terry Chen, David Cronenberg, Filmlänge: 112 Minuten, Kinostart: 03.12.2020




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