Der Schacht
Der Sci-Fi Horror Der Schacht zeigt eine Allegorie auf den Kapitalismus und soziale Ungleichheit anhand eines vertikalen Gefängnisses, einfach und doch originell.
Um einen anerkannten Universitätsabschluss zu bekommen, lässt sich Goreng (Ivan Massagué) freiwillig für sechs Monate in das vertikale Gefängnis einliefern. Er wacht auf Ebene 48 auf. Wie ihm sein Zellengenosse Trimagasi (Zorion Eguileor) versichert, eine überaus gute Ebene, wie Goreng im Verlauf auch noch selbst zu spüren bekommen wird. Jedes Monat wird die Ebene gewechselt. Tag für Tag fährt eine Plattform mit Essen die Ebenen von oben nach unten ab. Eigentlich wäre für alle genug vorhanden, wenn sich die Insassen das Essen gerecht aufteilen würden. Aber jene die oben sind, schlagen zu, so gut sie können, während diejenigen die unten sind, wenig bis gar nichts mehr bekommen und hungern müssen. Doch Goreng gibt sich damit nicht ab und möchte diesen Umstand ändern.
Der Schacht bedient sich einem einfachen wie originellen Konzept. Eine Zelle pro Ebene. Zwei Insassen pro Zelle. Zwei Minuten am Tag Zeit zum Essen. Obwohl alle satt werden könnten, gelingt das mit der menschlichen Natur einfach nicht. Jeder schaut nur auf sich selbst, ist nur auf sein eigenes Wohl bedacht, ungeachtet der Tatsache, dass man selbst im nächsten Monat ganz weit unten auf der Nahrungskette des Gefängnisses sein kann. Der Schacht ist eine überaus direkte und unverhohlene Kritik an der kapitalistischen Gesellschaft und sozialer Ungerechtigkeit. Er greift die fehlerhafte Verteilung von Gütern an, wie er im gleichen Maße die Gier der Menschheit anprangert. Thematisch hat der Film durchaus seine Parallelen zu Snowpiercer.
Im Gegensatz dazu jedoch, konzentriert sich Der Schacht weniger auf Action, als vielmehr darauf ein wahres Horror- und Höllenszenario zu etablieren. Das vertikale Gefängnis ist ein wahrgewordener, perfider Alptraum, in dem sich die Insassen freiwillig, aber meist jedoch unfreiwillig wiederfinden. Jeder darf einen wichtigen Gegenstand in das Gefängnis mitnehmen, nicht wenige, die sich gleich von Anfang an bewaffnen. Der Protagonist ist in der gesamten Geschichte des Gefängnisses der erste und einzige, der sich für ein Buch entschieden hat, passenderweise Don Quijote von Miguel de Cervantes. Man kann dem Film vorwerfen, dass er nicht gerade subtil mit seiner Botschaft umgeht, sondern sein Anliegen dem Zuschauer wirklich beinahe plump direkt aufs Auge drückt. Andererseits muss man, trotz mancher Längen in der Handlung, auch eingestehen, dass er absolut effektiv und spannend ist. Der Schacht ist ein überaus origineller und inhaltlich starker Horrorfilm, der mit seinem klaustrophobischen Konzept, einer eindringlichen Regie und einer prägnanten Thematik absolut sehenswert ist.
Regie: Galder Gaztelu-Urrutia, Drehbuch: David Desola, Pedro Rivero, Darsteller: Ivan Massagué, Zorion Eguileor, Antonia San Juan, Emilio Buale, Alexandra Masangkay, Filmlänge: 94 Minuten, Netflix Release: 20.03.2020