The Grudge
Gruseliger als der handlungszentrale Fluch des kümmerlichen Ablegers der 00er J-Horror-Welle ist dessen inszenatorische Reduktion zu einer Art generischen, leicht erkennbaren Conjuring-Look.
Dieser scheint unausrottbar wie die grunzenden Geister, die im Bildhintergrund herumlungern wie vergessene Komparsen einer älteren Produktion. Mehr sind die von Regisseur und Drehbuchautor Nicolas Pesce ersonnen Figuren im Grunde auch nicht. Verworrene Zeitebenen, schablonenhafte Protagonisten und anachronistische Settings unterstreichen die Austauschbarkeit sämtlicher Aspekte eines Grundkonzepts, das sich unendlich recyceln lässt.
Mehr als an Takashi Shimizus Originalreihe orientieren sich Ästhetik und Inszenierung an den stilbildenden Geldmaschinen The Conjuring und Insidious. Deren Ausbreitung in ein wucherndes Universum bildet eine bizarre Analogie zum seuchenartigen Spuk, der die vorhersehbaren Jump Scares motiviert. Der beide Franchises definierende toxische Mix aus Frömmelei, Doppelmoral und Reaktionismus ist die einzige verbindende Konstante der abstrusen Episoden. Darin reiht sich Anti-Choice-Propaganda an die Suggestion, Frauen ohne Kinderwunsch würden durch Schwangerschaft zu Mutterfreuden bekehrt.
Statt sich mit den xenophoben Implikationen der Prämisse „aus Fernost importierte Seuche dezimiert vorwiegend ethnisch gemischte US-Familien“ auseinanderzusetzen, rezipiert Pesce längst zur Karikatur verkommene Genreklischees. Geistermädchen mit nassem schwarzen Haarschopf dümpeln in Badewannen voll Brackwasser. Die jeglicher Originalität, Atmosphäre und Spannung entbehrende Mär wendet sich an ein verlässliches Nischenpublikum, dem das Niedermetzeln designierter Feindbilder wie Sterbebegleiterinnen (Jacki Weaver) und berufstätige Mütter in Männerdomänen (Andrea Riseborough) genug Unterhaltung bietet. Ein cineastischer Fluch ohne absehbares Ende.
Regie: Nicolas Pesce, Drehbuch: Nicolas Pesce, Darsteller: Tara Westwood, Junko Bailey, David Brown, Zoe Fish, Andrea Riseborough, John J. Hansen, Demián Bichir, Filmlänge: 94 Minuten, Kinostart: 09.01.2020