Ausgelöscht
Walter Hill liebt Western. Mit Ausgelöscht verlegt er das Genre in die Gegenwart und bleibt den mythischen Grundlagen treu.
Jack Benteen (Nick Nolte) und Cash Bailey (Powers Boothe) waren einmal gute Freunde. Doch der eine ist aufrichtiger Texas Ranger und der andere ein brutaler Drogenhändler. Verkompliziert wird ihre Beziehung noch dadurch, dass sie beide in Sarita Cisneros (Maria Conchita Alonso) verliebt sind. Eine Konfrontation ist unausweichlich und als wäre das nicht schon schlimm genug, mischen plötzlich noch ehemalige Elitesoldaten der US-Armee, unter der Führung von Major Paul Hackett (Michael Ironside), bei der ganzen Sache mit. Die texanisch-mexikanische Grenze verwandelt sich in ein Pulverfass.
Zwei harte Kerle, auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes, streiten sich um eine Frau. Dazu gibt es Blut, Leichen und jede Menge Blei, das einem um die Ohren fliegt. Ein Sam Peckinpah wäre stolz auf diesen reißerischen, actionreichen Neo-Western gewesen. Das Drehbuch ist wahrlich nicht die große Stärke von Ausgelöscht, die Figuren kennt man und ihre Entwicklung bleibt großteils oberflächlich, die Handlung ist simpel und eigentlich recht vorhersehbar, das hat man alles schon gesehen. Aber die Art und Weise wie Walter Hill als Regisseur inszeniert und das Thema des Films präsentiert, macht das wieder gut, denn er versteht es eine einfache Geschichte gut zu erzählen, sie mitreißend und spannend zu machen, dass man auf die Mängel des Drehbuchs wenig achtet.
Die Filme von Walter Hill beinhalten fast immer zahlreiche Referenzen und Genremerkmale des Western, in vielen Fällen sind sie sogar als moderne Variationen zu identifizieren. Doch mit Ausnahme seiner richtigen Western, war er dem Genre noch nie so nahe, wie mit Ausgelöscht. Eine Leistung, die er später mit dem leider fürchterlich unterschätzten Yojimbo bzw. Für eine Handvoll Dollar-Remake Last Man Standing wiederholt hat. Ähnlich wie beim zuvor erwähnten Sam Peckinpah sind auch viele Filme von Walter Hill vergleichsweise unbekannt, obwohl sie genügend Qualitäten besitzen, die eine größere Bekanntheit rechtfertigen. Auf den ersten Blick mag Walter Hill ein reißerischer Genre-Spezialist sein, doch oft genug zeugen seine Werke von einer pessimistischen Weltanschauung über die Triebhaftigkeit des Menschen, der trotz seiner Regeln und Gesetze nichts weiter ist als eine wilde Bestie, die sich selbst zerfleischt, die sich selbst auslöscht.
Regie: Walter Hill, Drehbuch: Deric Washburn, Harry Kleiner, Darsteller: Nick Nolte, Powers Boothe, Michael Ironside, Maria Conchita Alonso, Rip Torn, Clancy Brown, William Forsythe, Filmlänge: 96 Minuten, DVD/Blu-Ray Release (Mediabook): 08.08.2019