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Official Secrets

7
Drama

Wie wichtig Courage im Kontext von Fake-News ist und welche individuellen Konsequenzen daraus resultieren zeigt Gavin Hood in seinem aktuellsten Werk Official Secrets. Based on true Events.

Theresa Gun (Keira Knightley) gehört zu den bekanntesten Whistleblowerinnen der Informations-Historie. Sie arbeitet als Übersetzerin für einen Geheimdienst der britischen Regierung. Im Jahr 2003 gibt sie eine E-Mail der Presse weiter, in welcher geschrieben steht, dass in einer geheimen Amerikanisch-Britischen Zusammenarbeit die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates erpresst werden sollen, um die Invasion der US-Truppen in den Irak zu ermöglichen. Diese mutige Entscheidung hat nicht nur geopolitische Auswirkungen, sondern stellt auch Theresas Leben auf die Probe.

Bei Official Secrets handelt es sich um eine klassische Aufdecker-Geschichte, ein Narrativ, welches bereits sehr bekannt ist und viele gute und schlechte Filme in seinem Kanon vereint. Auch der 112 Minuten lange Film des X-Men Origins: Wolverine (2009) Regisseurs, Gavin Hood, lässt sich in dieses Genre einordnen und zwar zu den besseren. Ganz nüchtern und steril wird hier eine Geschichte erzählt, die sich ganz auf die Fakten und Informationen fokussiert. Nur selten reißt der Film aus, um mehr Drama rund um die Handlung zu packen. Es wird ein ständiges Wechselspiel zwischen Presse, Whistleblower und Rechtssystem auf die Leinwand gebracht, welches versucht objektive Distanz zu währen und gleichzeitig Empathie für die Protagonistin zu erzeugen. Dies schafft Official Secrets größtenteils, nur dann, wenn das Dramatische die Überhand ergreift, wird leider übertrieben. Inszenierung, Score und Schauspiel sorgen dafür, dass der beinahe „dokumentarische“ Charakter des Films verloren geht. Schade.

Die Charaktere wurden auf das mindeste reduziert. Whistleblowerin, Journalist und Rechtsanwalt nehmen hierbei den größten Platz auf der Leinwand ein. Dies hat einen positiven Effekt, nämlich, dass das wichtigste im Vordergrund bleibt: die Geschichte. Die gute Besetzung bleibt stützend und ist nicht „Over-Casted“, wie es in anderen Filmen desselben Genres gerne der Fall ist. Schauspielerisch liefern hier alle eine solide bis gute Leistung ab. Die Hauptfiguren von Keira Knightley, Matt Smith und Ralph Fiennese überzeugen. Auch in den Nebenrollen lassen sich bekannte Gesichter wiederfinden, die allesamt gut spielen. Dramaturgisch hätte Official Secrets in bestimmten Momenten mutiger sein können und nicht so zurückhaltend. Der Fokus auf die Geschichte ist hier Fluch und Segen zugleich.

Whistleblowing ist im aktuellen Informationszeitalter ein allgegenwärtiger Begriff, der nicht an Relevanz verliert, sei es im fiktionalen Film oder in der Realität. In Official Secrets werden die einzelnen Schritte, Entscheidungssituationen und die Folgen eindrücklich inszeniert. Weil die Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht, wird auch immer wieder Originalmaterial eingebaut, was die angesprochene Relevanz und Überzeugungskraft des Films verstärken. Das Pacing ist in allen Abschnitten sehr gut ausgewählt, es gibt kaum Längen und kein Kontext kommt zu kurz. Dass der Subtext von Fake-News immer wieder aufgegriffen wird, gestaltet sich sehr ambivalent, da es immer ein wenig ironisch ist, wenn ein fiktionales Werk versucht über Fake-News aufzuklären. Was auf wahren Ereignissen beruht und was dazugedichtet wurde, erklärt der Film natürlich nicht.

Official Secrets ist eines der besseren Aufdecker-Dramen, das gerade durch die starke Fokussierung auf die Geschichte, den starken Cast und den zurückhaltenden Score punkten kann. Neben mittelmäßigen Unterhaltungswert bleibt jedoch ein hoher Informationswert übrig, gerade dann, wenn das Wissen rund um den Irak-Krieg nicht das umfangreichste ist.

Regie: Gavin Hood, Drehbuch: Gregory Bernstein, Sara Bernstein, Gavin Hood, nach dem Roman von Marcia Mitchell und Thomas Mitchell, Darsteller: Keira Knightley, Matthew Goode, Ralph Fiennes, Matt Smith, Rhys Ifans, Filmlänge: 112 Minuten, Filmstart: 21.11.2019




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