Paradise-Hills-(c)-2019-Kinostart-Filmverleih

Paradise Hills

6
Fantasy

Feministische Fabel und Märchenmodenschau verknüpft Alice Waddingtons überbordendes Kinodebüt zum popkulturellen Potpourri an Ideen und Inspirationen: Erste nie zu Ende gedachte, Zweite nie verarbeitet.

Detailverliebte Kulissen und grandiose Kostüme sind nicht Rahmen, sondern Essenz der postmodernen Phantasmagorie. Ähnlich der skeptischen Heldin Uma (Emma Roberts) und Mitinsassinnen Amarna (Eiza González), Yu (Awkwafina) und Chloe (Danielle Macdonald) ersticken die Inszenierung pathologischer Perfektionismus und ästhetische Assimilation. Dahinter gähnen bekannte Abgründe, denen die Protagonistin genauso ausweicht wie die Produktion.

Letzte ist ein motivisches Mash-up von Joanne Greenberg, The Stepford Wives, Lewis Carroll, Andersens Kleine Meerjungfrau, The Time Machine, das omnipräsente Handmaid’s Tale und den Alice in Wonderland-Interpretationen Annie Leibovitz’ und Gwen Stefanis. Fügt sich Uma, die in dem Insel-Institut zur Gattin eines creepy Milliardärs (Arnaud Valois) konditioniert werden soll, in das erzieherische Programm der bedrohlichen Duchess (genüsslich psychopathisch: Milla Jovovich), könnte jede Sekunde „What you’re waiting for?“ Schönheitspflichten und Gartenarbeit unterbrechen.

Süffisante Allegorien und Symbolik kritisieren ein Sozialsystem, das Frauen infantilisiert und objektifiziert, vor allem jedoch eine Psychoindustrie, deren Diagnostik und Methodik Sexismus, Klassizismus und Rassismus atmen. Doch statt den realen, überaus lukrativen Wahnsinn der „Heilung“ weiblicher Abweichung von patriarchalischen Standards konsequenter anzugehen, flüchtet die unentschlossene Story in Konventionalismen. In Weichzeichner getauchter Horror kippt in stilisierter Theatralik und schließlich Albernheit. Spaß macht das unfertige Mosaik schillernder Handlungsfragmente dennoch – garantiert noch mehr, wenn es high geschaut wird.

Regie: Alice Waddington, Drehbuch: Brian DeLeeuw, Nacho Vigalondo, Darsteller: Emma Roberts, Danielle Macdonald, Awkwafina, Milla Jovovich, Eiza González, Jeremy Irvine, Filmlänge: 95 Minuten, Kinostart: 30.08.2019




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