Rocketman
Mit über 350 Millionen verkauften Tonträgern gehört Sir Elton Hercules John bis heute zu den größten Ikonen der Musikgeschichte. Nun erzählt erstmals ein Film über die glamourösen Höhepunkte, sowie die düsteren Tiefpunkte der Karriere des extravaganten Komponisten und herausragenden Pianisten.
Das musikalische Biopic des britischen Popstars behandelt chronologisch unterschiedliche Lebensabschnitte bis zum Jahr 1989, als das in Drogen und Alkohol versunkene Musikidol beschloss sich einem Entzug unterzuziehen. Es werden die Jahre seiner harten Kindheit, in Verbindung mit seinen familiären Problemen thematisiert, sein sensationeller Durchbruch, sowie die emotionale Achterbahnfahrt während der Zeit als Superstar.
Dramaturgisch gesehen ist der turbulente Lebenslauf Elton Johns ein unerschöpflicher Wunderbrunnen, aus welchem die schönsten aber gleichzeitig klischeehaftesten Geschichten erzählt werden könnten. Rocketman bedient sich diesem narrativen Wunderbrunnen jedoch respektvoll und zurückhaltend. Aus den gezielt ausgewählten Lebensabschnitten wird die schöne Erfolgsgeschichte eines Musikers erzählt, die den wichtigsten Ereignissen und Meilensteinen genug Zeit einräumt, um deren Relevanz hervorzuheben. Die allgemein vorherrschende Glorifizierung des Idols Elton John wird immer wieder durch die Thematisierung seiner Familien-, Drogen- und Alkoholprobleme gebrochen. Dadurch entsteht eine detaillierte Charakterstudie eines Menschen, der sich durch diverse Entscheidungen und Fehler zu einer polarisierenden Persönlichkeit entwickelte.
Bei Rocketman werden unterschiedliche Genres miteinander vermischt. Dies ist bei Biopics nicht unüblich, denn sehr oft finden sich Werke dieser Art im Genre des Dramas wieder. Der Regisseur Dexter Fletcher (Verliebt in Edinburgh, 2013; Eddie the Eagle, 2015) inszeniert den Film mit einer biografischen Grundthematik, der Plotstrukturen eines Dramas aufweist und mit Tanz- und Gesangssequenzen aus dem Musical-Film ausgeschmückt wird. Diese Musical-Szenen sind wunderbar choreografiert und werden nur vereinzelt eingesetzt, sodass sie als performative Highlights im Film herausstechen. Grundsätzlich ist der Einsatz von Musik in Rocketman zentral, jedoch wird der Film nicht durch die bekannten Hits Elton Johns getragen, sondern setzt diese gezielt und gefühlvoll ein, um unterschiedlichen Momenten im Leben des Musikstars hervorzuheben. Beinahe alle Musikstücke werden vom Hauptdarsteller Taron Egerton selbst gesungen und performt, was ihm sehr beeindruckend gelingt.
Egerton liefert in Rocketman die brillante Verkörperung des extrovertierten Charakters von Elton John. Durch sein stark differentes und authentisches Spiel kommt der junge Schauspieler dem Vorbild sehr nahe und kann szenenweise nicht nur durch die großartige originalgetreue Kostümierung glänzen. Auch seine Kolleginnen und Kollegen in den Nebenrollen verleihen durch ihr fantastisches Schauspiel ihren Figuren glaubhaften Charakter. Besonders hervorzuheben ist Jamie Bell, der die Rolle von Bernie Taupin mimt, den Songwriter und gleichzeitig einer der wichtigsten Weggefährten von Elton John.
Rocketman ist die gelungene und sehr unterhaltsame Verfilmung einer Musiker-Karriere, die gezeichnet ist von Erfolg, Missgunst, Liebe, Hochmut und Fehlern. Ein Biopic, das einem Star, einem Idol wie Elton John gerecht wird. Ein Biopic, was die jahrelange Entwicklung des Menschen Reginald Kenneth Dwight zum Superstar Elton John gefühlvoll und detailliert auf die Leinwand bringt.
Regie: Dexter Fletcher, Drehbuch: Lee Hall, Darsteller: Taron Egerton, Richard Madden, Jamie Bell, Bryce Dallas Howard, Stephen Graham, Filmlänge: 121 Minuten, Filmstart: 29.05.2019