John Wick: Kapitel 3
Nach John Wick (2014) und John Wick: Kapitel 2 (2017) ist jedem kleinkriminellen Berufsmörder eines klar: den vermeintlich pensionierten Profikiller Jonathan Wick zu töten ist ein unmöglicher Auftrag. Dennoch hinterlässt das neueste Gemetzel des wortkargen Assassinen eine nie enden wollende Blutspur.
Die Handlung von John Wick: Kapitel 3 ist relativ schnell zusammengefasst: Nachdem John Wick (Keanu Reeves) im vorherigen Film ein ranghohes Mitglied der globalen Verbrecherorganisation eliminiert hatte, wird ein Kopfgeld in Höhe von 14 Millionen Dollar auf ihn ausgesetzt. Nun muss sich der verwitwete Auftragskiller seine lang ersehnte Freiheit erkämpfen, was dadurch erschwert wird, dass es jeder Konkurrent und jede Konkurrentin aus seiner Branche auf ihn abgesehen hat.
Wie seine beiden Vorgänger ist der dritte Teil der John Wick-Reihe hart. Sehr hart. Nach Österreich kommt das fiktive Blutbad mit einer Altersfreigabe ab 16 Jahren, was hier einem milden Urteil entspricht. Die konsequente Härte des Films ist ihm jedoch nicht negativ anzukreiden, denn genau diese Gnadenlosigkeit der Action-Sequenzen und die Ernsthaftigkeit der Welt um John Wick sind die Hauptgründe, wieso diese Action-Saga frischen Wind in das zerbombte Genre bringt. Bereits in John Wick (2014) schaffte es der Regisseur Chad Stahelski ein abstraktes Universum zu kreieren, welches sich selbst sehr ernst nimmt und in dem eine Figur, wie die eines John Wick perfekt funktioniert. Dadurch gewinnen die ambivalenten Figuren und die teilweise hanebüchenen Handlungen an Glaubwürdigkeit, was in einem Gefühl einer kohärenten Welt resultiert. Auch im neuesten Teil wird dies von Stahelski weitergeführt und sogar stellenweise weiterentwickelt.
Der Figur des meuchelnden Protagonisten wird nach zwei Filmen endlich mehr erzählerischer Hintergrund gegeben, sodass Herr Wick beinahe menschlich erscheint. Keanu Reeves bringt den Charakter sehr überzeugend auf die Leinwand, schauspielerisch ist hier nichts negativ anzumerken. Jedoch liegt dies wahrscheinlich daran, dass die persönlichen Eigenschaften des Profikillers keine darstellerischen Meisterleistungen abverlangen. John Wick auf einer Dating-Plattform würde lange auf seine große Liebe warten. Neben der Hauptfigur ist das dritte Kapitel der Reihe stark besetzt. Stars wie Halle Berry, Ian McShane oder Laurence Fishburne mimen bekannte, sowie neue Persönlichkeiten, Feinde oder Freunde. Leider sind diese Figuren leicht austauschbar und oberflächlich, nur wenige besitzen das dramaturgische Potential, um in weiteren Erzählungen eine relevante Rolle zu spielen.
Ein nicht unwichtiger Aspekt, der in John Wick: Kapitel 3 sehr auffallend ist, ist die Action. Die beiden Vorgängerfilme bestachen bereits durch die stark inszenierte Action. Auch im aktuellsten Teil ist sie beeindruckend in Szene gesetzt. Egal ob schnelle Verfolgungsjagden, spannende Schießereien oder brutale Prügeleien, alle Sequenzen sind wunderbar durchchoreografiert. Es wird auf ein unübersichtliches Schnittgewitter verzichtet, sodass man jeden Schlag und jede Schusswunde perfekt mitverfolgen kann. Teilweise erinnern die Schlägereien an Szenen aus The Raid (2011) oder The Night Comes for Us (2018), die gerade durch ihre fließenden Action-Choreos neue Maßstäbe im Genre setzten. Zudem wird sich durch viele unterschiedliche Sets, die meist in grelle Neonfarben getaucht sind, geprügelt, was dem Film immer wieder neuen Schwung verleiht und kaum Langeweile entstehen lässt. Leider hat John Wick: Kapitel 3 nicht viel mehr zu bieten, denn außer der fantastischen und brutalen Action und einer wunderbar stimmigen Welt bleibt dem Film nur mehr flache Figuren und eine Handlung, die darauf ausgelegt ist, sich über weitere Filme zu erstrecken.
Der dritte Teil der Reihe überzeugt durch harte, konsequente, grandiose Action-Sequenzen und einer atmosphärischen Welt, der man ihre Abstraktheit ohne darüber nachzudenken abnimmt. Sogar über das strikte Fehlen einer Exekutive wird gerne hinweggesehen. Zuschauerinnen und Zuschauer, die die beiden vorherigen Filme mochten, werden diesen lieben und das frische Publikum muss sich auf diese Art von Genrefilm einlassen können. Es kann getrost behauptet werden John Wick: Kapitel 3 ist der stärkste Teil des noch in den Kinderschuhen steckenden Franchises.
Regie: Chad Stahelski, Drehbuch: Derek Kolstad, Shay Hatten, Chris Collins, Marc Abrams, Darsteller: Keanu Reeves, Halle Berry, Ian McShane, Laurence Fishburne, Lance Reddick, Mark Dacascos, Filmlänge: 130 Minuten, Filmstart: 23.05.2019