Zodiac
Wir kommen wieder zurück zu David Fincher und seinem nächsten Film nach Panic Room. Er bleibt dem Thriller-Genre treu und erzählt in Zodiac den Fall eines realen Serienmörders.
Ende der 60er bis Anfang der 70er Jahre treibt im nördlichen Kalifornien, vor allem in der Gegend von San Francisco, ein Serienmörder sein Unwesen. Er wählt seine Opfer scheinbar wahllos aus und stellt die Polizei, vor allem die beiden leitenden Ermittler David Toschi (Mark Ruffalo) und William Armstrong (Anthony Edwards), vor ein Rätsel. Entweder sind es zu wenig Spuren, solche, die ins Nichts führen oder eine Flut an Falschinformationen. Die Presse mischt sich auch kräftig ein, ganz besonders der zynische Paul Avery (Robert Downey Jr.) hängt sich gemeinsam mit dem Karikaturisten und Hobby-Rätsellöser Robert Graysmith (Jake Gyllenhaal) an den Fall dran. Jeder versucht auf seine Weise den wahren Mörder zu finden.
Wer die geschichtlichen Hintergründe kennt, weiß, wie diese Suche ausgegangen ist. Wer nicht, dem sei es nicht verraten, auch wenn Zodiac seine Spannung nicht in erster Linie aus der Auflösung der Mordserie bezieht, sondern aus der Suche der Protagonisten. David Fincher ist der beeindruckende Kunstgriff gelungen, einen Serienmörder-Thriller zu schaffen, der nicht darauf basiert, wer der Mörder ist, sondern der einzig und alleine auf dem Porträt der involvierten Ermittler und Journalisten gründet. Es geht um die Auswirkungen die so ein Fall auf die Protagonisten hat. Zodiac ist in dem Sinn kein üblicher Serienmörder-Thriller, sondern vielmehr ein Charakterporträt, es schildert die Zerstörung der Privatleben der Beteiligten, lotet die Grenzen der seelischen und psychischen Belastbarkeit aus und stellt die Frage, wie weit man bei der Suche nach einem Mörder (rein persönlich) gehen kann, wie viel man aushält und was man bereit ist dafür zu opfern.
Wie man es von David Fincher kennt, ist auch Zodiac gewohnt düster gehalten, selten gibt es Szenen, die am hellichten Tag spielen, und wenn doch, dann schleicht sich auch in diese Momente eine unangenehme, bedrohliche Anspannung ein. Leider verliert Zodiac manchmal ein wenig den Fokus seiner Geschichte aus den Augen, Fincher erliegt da seinen eigenen ambitionierten Ansprüchen und versucht einfach zu viel unter einen Hut zu bringen. Für sich genommen funktioniert es auch, aber das Gesamtbild wirkt dadurch stellenweise zerfahren. Trotzdem ist Zodiac, nicht nur wegen Finchers stilsicherer Regie und unverkennbaren Bildsprache, sondern auch dank dem dichten (durch die Fülle an Material zwangsweise etwas überladenen) Drehbuch und den schlichtweg brillanten Darstellern, die allesamt in Höchstform sind, ein einmaliger Thriller, den man durchaus zu den besten Genre-Beiträgen der letzten zwei Jahrzehnte rechnen darf.
Regie: David Fincher, Drehbuch: James Vanderbilt, basierend auf dem Roman von Robert Graysmith, Darsteller: Jake Gyllenhaal, Mark Ruffalo, Anthony Edwards, Robert Downey Jr., Brian Cox, John Carroll Lynch, Chloë Sevigny, Filmlänge: 157 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 16.11.2017