Suspiria-(c)-1977,-2016-SGL-Entertainment(2)

Suspiria

6
Horror

Dieser gefeierte Horrorklassiker ist definitiv kein Genrevertreter der gewöhnlichen Sorte. Die unnachahmliche Ästhetik und sein bizarrer Soundtrack machen aus ihm eher ein experimentelles Filmerlebnis, welches die Sinne aus allen Richtungen befeuert.

Suzy Banyon (Jessica Harper), eine junge und talentierte Tänzerin aus Amerika, reist in die deutsche Stadt Freiburg, um dort an einer renommierten Tanzschule unter der Leitung von Madame Blanc (Joan Bennett) zu studieren. Als sie bei strömendem Regen eintrifft, begegnet ihr die aufgebrachte Schülerin Patricia (Eva Axén), die seltsame Dinge von sich gibt und kurz darauf im Dunkel der Nacht verschwindet. Während ihres Aufenthaltes muss Suzy sehr bald feststellen, dass sich innerhalb der blutroten Mauern ein uraltes Grauen verbirgt.

Der italienische Regisseur Dario Argento gehört zu den schillerndsten Persönlichkeiten des modernen Horrorfilms, wobei seine ersten Werke eher im Thriller-Subgenre Giallo zu verorten sind. Dessen Stärken macht sich der Filmemacher insofern zunutze, indem er Hauptfigur Suzy bereits kurz nach dem Verlassen des Flughafens in eine intensive Farbenpracht aus Blau und Rot eintauchen lässt. In der künstlerischen Symbiose mit den prasselnden Regentropfen eröffnet sich dem Publikum eine mystisch anmutende Welt, aus deren Sog es sich nicht mehr zu befreien vermag. Diese hypnotisierenden Bildkompositionen werden mit der dämonischen Klangkulisse der Progressive-Rock-Band Goblin verwoben, womit Argento eine Atmosphäre kreiert, die bis heute unerreicht geblieben ist.

So sehr das Werk auf audiovisueller Ebene brilliert, wirkt es in seinen Schockmomenten oftmals angestaubt und büßt aus heutiger Sicht einen Großteil seines damaligen Schreckens ein. Die erzählte Geschichte ist dabei leider so dünn wie ein Blatt Papier, wobei das Drehbuch diverse Angriffspunkte offenbart, welche einem den Sehgenuss ziemlich verhageln können. Die finale Konfrontation des Bösen lässt keinerlei Spannung aufkommen, driftet in abstrusen Trash ab und endet viel zu abrupt. Selbst die Schauspieler agieren bestenfalls mittelmäßig. Manche Szene wirkt durch die dargebotene Theatralik eher lächerlich als beängstigend und über die Einfältigkeit der Dialoge verliert man am besten kein weiteres Wort. Jessica Harper stellt mit ihrer zierlichen Erscheinung und den Kulleraugen immerhin einen passenden Kontrast zur stets spürbaren Bedrohung dar, die hinter jeder Ecke zu lauern scheint.

Suspiria kann man am besten als kunstvoll inszenierten Höllenritt der Sinne beschreiben, der vor allem von seiner Symbiose aus Bild und Klangkulisse lebt, aber aufgrund von schwachen Darstellern, der kaum ausgefeilten Geschichte und den teils veralteten Horrorelementen zu reinem Style over Substance verkommt.

Regie: Dario Argento, Drehbuch: Dario Argento, Daria Nicolodi, Darsteller: Jessica Harper, Stefania Casini, Flavio Bucci, Miguel Bosé, Barbara Magnolfi, Udo Kier, Filmlänge: 101 Minuten (ungeschnitten), DVD/Blu-Ray Release: 13.02.2018 (40th Anniversary Edition)




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