Cops
Regisseur Stefan A. Lukacs, auch bekannt als Istvan, taucht mit seinem Langfilmdebüt in die fragile Psyche eines aufstrebenden WEGA-Beamten ab und zeichnet dabei ein grimmiges Bild des heimischen Polizeiapparates.
Christoph Horn (Laurence Rupp) träumt bereits seit frühen Kindertagen davon, seine Mitmenschen als Teil der ältesten polizeilichen Sondereinheit Österreichs vor dem Wahnsinn der Welt zu schützen. Mit diesem Ziel vor Augen treibt er seinen Körper jeden Morgen aufs Neue an die Grenzen des Möglichen, während an der Wand ein Motivationsposter der WEGA prankt. Ein heikler Einsatz mit einem psychisch Kranken bietet dem ehrgeizigen Rekruten schließlich die Chance, um sich vor seinem Ausbilder Konstantin Blago (Anton Noori) zu beweisen. Aufgrund einer Fehleinschätzung der Situation wird dieser jedoch Opfer einer Messerattacke und Christoph streckt die Zielperson im Eifer des Gefechts mit seiner Dienstwaffe nieder. Während ihn seine Kollegen wie einen Helden hochleben lassen, bleiben jedoch gewisse Zweifel zurück, die am Verstand des jungen Mannes nagen.
Bereits im Jahr 2012 sorgte Lukacs mit seinem Kurzfilm Void, der sich am realen Fall des Asylwerbers Bakary J. orientierte, für Aufsehen. Zur Erinnerung: Dieser war nach einem gescheiterten Abschiebungsversuch von WEGA-Beamten gefoltert worden und leidet seither an einer Persönlichkeitsstörung, die ihn ein Leben lang begleitet. Daher überrascht es nicht, dass sich auch der erste Langfilm des Filmemachers diesem Millieu widmet. Aufgrund von stark forcierten Polizeirekrutierungen bewegt sich das geerdete Drama am Puls der Zeit und zieht das Publikum in eine Welt des testosteron-getränkten Körperkults und fehlgeleiteter Kameradschaft. Dabei bleibt der Film stets nahe an Protagonist Christoph und wagt einen emotionsgeladenen Blick in den rauen Alltag der Eliteeinheit, wo es keinen Platz für Schwäche gibt. Zittriges Laden einer Waffe, ansteigende Gewaltbereitschaft oder die Degradierung der Freundin zum reinen Sexobjekt lassen die posttraumatische Belastungsstörung der Hauptfigur glaubhaft erscheinen, wobei stampfende Dubstep-Beats den inneren Zwiespalt passend unterstreichen.
Allerdings gleitet die Geschichte mit dem Voranschreiten der Handlung in eine etwas zu plakative Darstellung des Gemütszustandes ab. In der Folge können sich angeschnittene Probleme weiterer Figuren nicht immer zur vollsten Zufriedenheit entfalten. Wer hier also ein knüppelhartes Action-Feuerwerk erwartet, wird wohl bitter enttäuscht werden. Der Film zieht seine Stärken ganz klar aus den authentisch geschriebenen Dialogen im Wiener Dialekt, welche für spannende Dynamiken zwischen den Charakteren sorgen. Stellvertretend dafür steht ein Tischgespräch zwischen Vater Heinz und Sohn Christoph, das sich von der banalen Uneinigkeit über die Beschaffenheit einer Lasagne zur ernsthaften Frage, was einen guten Polizisten ausmacht, hochschaukelt. Die pointiert gesetzte Action ist ebenfalls überraschend brachial inszeniert und lässt Erinnerungen an US-amerikanische Cop-Thriller aufkommen.
Bezüglich des Casts beweist Lukacs ebenfalls ein gutes Gespür, denn Laurence Rupp scheint den Film allein durch seine immense Physis tragen zu können. Doch auch in jenen Momenten, wo die gestählte Fassade zu bröckeln beginnt, überzeugt der Burgtheater-Schauspieler mit einer nahbaren Darbietung. Während Anton Noori seinen Part als knallharter Ausbilder und idealisierte Vaterfigur verachtenswert gut spielt, lässt sich Nachwuchshoffnung Anna Suk in ihrer Rolle der einfühlsamen Freundin Nicky als schwächstes Glied der Kette identifizieren. Des Weiteren sind die alten Hasen Maria Hofstätter und Roland Düringer in gelungenen Kurzauftritten zu sehen.
Obwohl Cops die gewagte These schier unantastbarer WEGA-Polizisten in den Raum stellt und die Eliteeinheit als verschworene Bruderschaft porträtiert, beweist der Film mit seinem nervenaufreibenden Schlusspunkt, dass die Welt am Ende doch kein Actionfilm im Stile eines John McClane ist.
Regie und Drehbuch: Stefan Lukacs, Darsteller: Laurence Rupp, Anton Noori, Maria Hofstätter, Roland Düringer, Anna Suk, Michael Fuith, Deniz Cooper, Aaron Friesz, Dominic Marcus Singer, Filmlänge: 92 Minuten, Kinostart: 21.09.2018, www.cops-film.at