Festival der Nationen 2018 – 2. Akt
Es geht am Festival der Nationen bunter weiter mit filmischen Highlights, den zeitweiligen Tonproblemen und originellen Geschichten aus allen Bereichen des Kurzfilms.
Der nächste Tag startet sogleich mit einem echten Kracher. The Rope von Boris Dobrovolskiy erzählt eine einnehmende Familiengeschichte, die auf dem gleichnamigen Theaterstück von Eugene O’Neill basiert. Der russische Regisseur erschafft mit gemäldeartigen Bildern eine wunderschöne Traumwelt, in der alle Zahnrädchen perfekt ineinander greifen. Auch die Jury ist schlichtweg begeistert und hebt das langsame Pacing, die tollen Naturaufnahmen und das Fehlen einer klassischen Identifikationsfigur hervor. Mit Nothing New Under The Sun wird dieser erste Block auf gelungene Art abgerundet. Damian Kocur möchte dem Publikum hier die emotionale Reise eines Antihelden näher bringen, was auch über weite Strecken recht gut funktioniert. Lediglich die anhaltenden Schwarzblenden reißen etwas aus der Handlung und trüben mit den überflüssigen letzten beiden Einstellungen den positiven Gesamteindruck.
Nach einer ausgiebigen Stärkung durch Speis und Trank feiert die italienisch-österreichische Produktion Angst von Daniel A. Wunderer im anschließenden Block Österreichpremiere. Der Film behandelt den persönlichen Konflikt einer Frau, die im Zimmer ihres ausländischen Schützlings Hinweise auf fanatisches Gedankengut entdeckt. Die aufgebaute Atmosphäre zieht sich durch eingestreute Thrillerelemente, den unterkühlten Stil und die distanzierten Bilder immer weiter zusammen, wobei der Regisseur auch mit der Symbolik aus dem Horrorgenre arbeitet, um beim Zuschauer Unbehagen auszulösen. Durch ein auftretendes Tonproblem kann das Werk seine Sogwirkung leider nicht vollends entfalten.
Der abendfüllende Abschnitt beglückt das Publikum unter anderem mit zwei wunderbaren Filmen aus Deutschland und dem Iran. Mascarpone, ein ambitioniertes Bachelor-Projekt des jungen Filmemachers Jonas Riemann, setzt auf eine Symbiose aus Realität, Pappe und Matte Paintings. Drei Jahre Arbeit flossen laut Angaben des Regisseurs in den spaßigen Gangsterfilm, der mit gerade einmal 10.000 Euro Budget einen enorm hohen Produktionswert vorzuweisen hat und von großen Werken wie Der Pate, Scarface oder Das Cabinet des Dr. Caligari inspiriert ist. Gleich im Anschluss läuft Mohammad Bakhshis Are You Volleyball an. Auch dieser Film nimmt sich der Flüchtlingsthematik an, rückt aber das völkerverbindende Element des Sports ins Zentrum der Handlung. Hier gerät eine Gruppe Asylsuchender immer wieder mit den Grenzsoldaten aneinander, wobei sich der Konflikt durch die geistreiche Idee eines taubstummen Kindes in Rauch auflöst. Während vor allem der exzellent geführte Jungdarsteller und die ansehnlich choreografierten Massensequenzen für Begeisterung bei der Jury sorgen, wirkt das Ende im Vergleich etwas zu pathetisch.