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I Am Not Afraid

7
Dokumentation

Ein Film über Sterbehilfe und begleiteten Selbstmord kann das Publikum schon mal spalten. I Am Not Afraid wird mit ziemlicher Sicherheit seine Kontroversen erzeugen.

Der 71-jährige Psychiater Dr. Frederik Polak befindet sich in den letzten Vorbereitung seiner Patientin Frau L. den begleiteten Selbstmord zu ermöglichen und ihr dabei zu assistieren. Nachdem er 15 Jahre lang, in letzter Instanz leider erfolglos, versucht hat ihre psychische Erkrankung zu behandeln, kommen er und seine Patientin zu der (in gewisser, aber nicht jeder Hinsicht traurigen) Erkenntnis, dass ihr Tod die einzige Art ist ihr zu helfen.

Der Regisseur Fadi Hindash folgt mit I Am Not Afraid sowohl dem Psychiater, als auch seiner Patienten auf dem Weg zum begleiteten Selbstmord, und macht das wahrlich konsequent. Er beschönigt nichts, er verurteilt nichts, er maßt sich kein Urteil an. Der Blick ist gleichsam distanziert, wie stellenweise intim. So wie es einem Menschen erlaubt sein muss über sein eigenes Leben zu bestimmen und selbstbestimmend zu entscheiden, so sollte es einem jeden Individuum auch gestattet sein, quasi den Schlussstrich selbst zu ziehen, einem jeden selbst die Möglichkeit zu überlassen, über den eigenen Tod und wie man ihm entgegentritt zu entscheiden.

Wie man selbst nun zur Sterbehilfe und zu begleiteten Selbstmord steht, sei dahingestellt, diese Frage muss jeder für sich beantworten oder diskutieren. Worum es geht, ist die filmische Herangehensweise von Fadi Hindash an die Thematik. Obwohl er sich bemüht beiden Protagonisten zu folgen, steht doch deutlich der Arzt im Vordergrund. Ob das nun eine von vornherein dramaturgische oder durch die Produktion bedingte Entscheidung war, ist nicht zu klären, deutlich ist jedoch, dass es dem finalen Werk an der Perspektive von Frau L. mangelt. Ist es doch sie, die dem Tod entgegengeht und sich mit ihm direkt konfrontiert wird, kommen ihre Sicht und Gedanken spürbar zu kurz, weshalb Frau L. dem Publikum manchmal vielleicht zu wenig greifbar und (den Umständen ihrer drastischen Entscheidung entsprechend) zu wenig nachvollziehbar erscheint.

Auch die dramaturgische Aufteilung der Geschehnisse fühlt sich unausgewogen an. Während die exakte und minutiöse Planung in jeder Hinsicht, also medizinisch, bürokratisch, emotional und psychisch, den großteil der Handlung einnimmt, wird dem Geschehen danach, vergleichsweise wenig Spielraum geschenkt, wodurch die Auswirkungen auf die Beteiligten schlichtweg zu kurz kommen. Obwohl die Dokumentation gerade gegen Ende hin eine überaus erschütternde, aufwühlende Szene (man kann und wird sich vielleicht auch darüber streiten, ob es nicht gar eine pietätlose Szene ist) vorzuweisen hat, die mit Sicherheit niemanden kalt lassen wird, so oder so.

I Am Not Afraid widmet sich eine sehr wichtigen, dringlichen und schwerwiegenden Thematik und schafft dies durchaus einfühlsam, auch wenn er gleichzeitig vom Handlungsaufbau und Ablauf der Geschehnisse manchmal nicht ganz stimmig wirkt. Trotzdem ist es eine Dokumentation, die in seiner letzten Instanz und Konsequenz an die Nieren geht, gerade weil er sich so schonungslos offen mit einem derart gefürchteten, aber vollkommen natürlichen Thema wie dem Tod und der Fragestellung nach dem eigenen Bestimmen über das Ableben auseinandersetzt. Es mag keine perfekte Dokumentation sein und hat seine Unausgewogenheiten und Längen, aber es ist eine, die ihre Spuren hinterlässt.

Regie: Fadi Hindash, Filmlänge: 90 Minuten, gezeigt im Rahmen des this human world: 06.12.2017, 19 Uhr, Top Kino




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