Der Mongole
Der Mongole ging 2008 als Beitrag Kasachstans um den Oscar als „Bester fremdsprachiger Film“ ins Rennen. Bekanntlich gewann Die Fälscher diese begehrte Trophäe und Der Mongole ging leer aus. Zu Unrecht? Irgendwie schon.
Bei Der Mongole handelt es um ein richtig gutes Epos, das Filme wie Troja oder Alexander mit Leichtigkeit vom Schlachtfeld fegt. Dabei ist es gar kein typisches Schlachtenspektakel voller Schwertkämpfe und Action, wobei die Kämpfe auch nicht zu kurz kommen und vor allem die Schlacht am Ende sehr beeindruckend gestaltet ist. Erzählt wird die Geschichte von Temudgin (Tadanobu Asano), dessen Vater von einem befeindeten Clan vergiftet wurde, als Temudgin gerade neun Jahre alt war. Gleich darauf zerbrach der Clan seines Vaters und der neue Anführer drohte damit Temudgin zu töten, um seiner späteren Rache zu entgehen. Doch er konnte immer wieder fliehen und lernte auf seiner Reise durch die beeindruckend große und scheinbar unendliche mongolische Steppe verschiedene Weggefährten kennen. Auch seine bereits in jungen Jahren erwählte Braut Borte (Khulan Chuluun) leistete ihm dabei oft Gesellschaft.
Doch die mongolische Steppe ist ein gefährlicher Ort, nichts für zartbesaitete Sensibelchen und, so klischeehaft es klingen mag, ein Ort, an dem nur die Starken überleben. Temudgin und seine Frau gehören zweifellos zu den Starken und trotz all der Steine, die ihnen in den Weg gelegt werden, erreicht Temudgins Vision eines vereinten mongolischen Reiches eine ungeahnte Größe, die sich selbst sein Vater nicht träumen ließ. Doch Temudgin gibt nie auf, muss sich mehr als einmal von ganz unten nach oben kämpfen und setzt alles aufs Spiel, um seine Ziele zu erreichen, denn entweder wird er Erfolg haben oder daran zugrunde gehen.
Der Film lebt besonders von seiner beeindruckenden Bildsprache, die von grandiosen Aufnahmen der chinesischen, mongolischen und kasachischen Landschaft getragen wird. Da hauptsächlich an Originalschauplätzen gedreht wurde, war es zwar für die Crew nicht immer einfach (und sie haben weit weniger Aufwand darüber betrieben, als etwa die Crew von The Revenant), die gewünschten Bilder zu bekommen, aber die daraus resultierenden Aufnahmen sprechen eine deutliche Sprache und zeugen von einer großartigen Landschaft, vor deren Hintergrund sich die Handlung und ihre Figuren entfalten können. Man spürt richtig die natürliche Freiheit, aber auch die Wildnis, in der die Figuren leben und versuchen zu überleben. Dadurch hat sich der Aufwand, an den Originalschauplätzen zu drehen, auf alle Fälle gelohnt.
Die Schauspieler verleihen ihren Charakteren eine unerwartete Tiefe und Vielfalt. Mit wenigen Worten zeigen sie, was in ihren Figuren vorgeht und geben damit dem Zuschauer einen Einblick in die innere Psyche der Figuren. Eindeutig handelt es sich bei ihnen aber um Menschen der Tat und nicht des Redens. Sie sprechen nur das Notwendigste, den Rest drücken sie durch ihre Gesten aus. Was allen potenziellen Zuschauern nahe legt, den Film unbedingt im Original mit deutschen Untertitel zu sehen, da die Stimmen der Schauspieler, allen voran des Hauptdarstellers Tadanobu Asano, im Original einfach eine viel stärkere Wirkung haben. Schon allein Asanos tiefe, raue Stimme, die einfach perfekt zu Temudgin passt, ist es wert, den Film im Original zu sehen.
Auch wenn sich Der Mongole nicht mit einem derart großen Epos wie Die sieben Samurai messen kann, so hat der Film doch gewisse Ähnlichkeiten mit dem Akira Kurosawa Meisterwerk und erinnert stellenweise daran. Zudem finden sich auch viele Anleihen von Conan, der Barbar im Film wieder. Dadurch, aber besonders durch die vielen erwähnten Vorzüge des Films, ist Der Mongole mit Leichtigkeit einer der besten historischen Epen seit langem.
Regie: Sergei Bodrov, Drehbuch: Arif Aliev, Sergei Bodrov, Darsteller: Tadanobu Asano, Honglei Sun, Khulan Chuluun, Amadu Mamadakov, Filmlänge: 126 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 30.01.2009