Festival der Nationen 2017 – Animation und Komödien
Bei den nächsten Filmblöcken, sofern man die Eröffnungsfeiern und die Festivalparty so weit überstanden hat, dass man fähig ist im Kino zu sitzen, zeigen rasch, dass dieses Jahr vor allem die Animationsfilme und Komödien von hoher Qualität und oftmals brillantem Einfallsreichtum zeugen.
Egal ob so witzige Filme wie Made in Spain, Hot Trahison oder Darrel, der aufwändige, elegische Eine Villa mit Pinien oder die eher tiefgründigen Werke wie Railment, Fears, Go to the City Ele und Kukuschka. Absolute Highlights beim Animationsfilm waren jedoch der ganz einfache, aber wunderbare (und in einer Kürze von gerade mal drei Minuten, auch alles wesentliche beinhaltende) Sternenjäger, der in seiner Parabel nicht nur eine wichtige Botschaft transportiert, sondern ungemein unterhaltsam und lustig ist, dann der herrlich den Selbstverbesserungs- und Schönheitswahn parodierende Onion und der simple, aber unglaublich witzige und skurrile Our Wonderful Nature – The Common Chameleon. Sie alle zeigen welche unglaubliche Vielfalt und Wucht der Animationsfilm erreichen kann.
Überhaupt zeichnet sich hier auch schon der Trend ab, dass dieses Jahr vor allem die komödiantisch gefärbten Filme (von Satire über klassische Komödie bis hin zu schwarzem Humor ist alles dabei) die dramatischen meistens übertrumpfen und besser funktionieren. Beeindruckend war da vor allem Getting Fat in a Healthy Way von Kevork Aslanyan, der eine überzeugende Liebesgeschichte erzählt, die auf einer Erde spielt, die nach einer globalen Katastrophe eine geringere Schwerkraft besitzt. Constantin ist einer jener unglücklichen schlanken Menschen, die ohne die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen einfach immer weiter in die Luft steigen würden. Als er sich in seine neue Nachbarin verliebt, setzt er zunächst alles daran dick zu werden, ehe sein Vater ihm mit Einfallsreichtum zur Hilfe kommt.
Die französische Komödie Serval et Chaumier schildert einen Kleinkrieg zwischen zwei Magier, die sich mit dem ersten Auftauchen der bewegten Bilder, also dem Cinematographen der Brüder Lumiere, geschlagen geben müssen. Der, später mit dem Preis für den besten männlichen Hauptdarsteller ausgezeichnete Goormardha (The Cemetery Men) überzeugt ebenfalls mit humoristischen Einfällen, changiert aber bereits zwischen Komödie und Tragödie. Ein Kunststück, dass vor allem dem belgischen Werk Sans mobile fixe grandios gelingt, der sowohl für die beste Regie und beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet wurde. Der Regisseur Jerome Peters erzählt auf einfühlsame Weise die tragische Geschichte eines älteren Ehepaares, die ihr schäbiges Zuhause verlassen müssen und die Frau daraufhin beschließt, dass ihr Mann sie töten muss, ist humorvoll und rührend zugleich und wechselt geschickt zwischen Humor und Drama.
Das klingt nun vielleicht so, als wäre das Festival der Nationen ein einziger riesiger Spaß und … na ja, gut, in gewisser Weise ist es das schon. Egal ob bei der Schifffahrt oder dem BBQ, bei einem gediegenen Buffet im Foyer oder bei den Live-Auftritten der beiden anwesenden Bands, Spaß und Unterhaltung kommen beim Festival der Nationen nie zu kurz. Die Prager Band Der Senster Gob hat mit ihren rhythmischen Liedern dem Publikum vor dem Kino eingeheizt, bevor dann die österreichische Band Fesch im Kino vor der Leinwand mit ihrer Pop-Musik den Kinosaal so richtig zum Tanzen und Feiern gebracht hat. Selbst gelegentlich schlechtes Wetter hält die Zuschauer nicht vom Besuch ab und vor allem trübt es in keinem Moment die gute Stimmung, die auf dem Festival herrscht. Wenn sich Jury (wieder von Anfang bis Ende mit dabei: Kai Wido Mayer), Filmemacher und Zuschauer ausgelassen unterhalten und im Verlauf des Festivals zu so etwas wie einer eigenen kleinen Familie zusammenwachsen, verkommt alles Abseits des Festivals für eine Woche zur Nebensache.