Gravity Rush 2
Gravity Rush ist eines jener Spiele, bei dem sich die Geister scheiden. Da weht doch endlich mal im wahrsten Sinne des Wortes frischer Wind durch die Spielelandschaft in Form eines Titels, der in dieser Form relativ einzigartig ist – doch irgendwie fehlt etwas, um daraus einen Pflichttitel zu machen.
Das Urteil mag natürlich nicht ganz fair sein, denn wenn man etwas neues erschafft, braucht es eben eine Weile um zu lernen, was daran wirklich funktioniert. Und so hat nun Gravity Rush 2 auf der PS4 bestens Gelegenheit um die Mängel des Vorgängers auszumerzen und endlich jenes Aufsehen zu erregen, das dem mutigen Streich aus dem Hause Sony Interactive gebührt.
Gravity Rush ist grundsätzlich eine Art Pltatformer, in der sich alles im die Superfähigkeit dreht, Gravitation nach belieben zu beeinflussen. So dreht und wendet der Spieler die Schwerkraft, um völlig frei durch die Luft zu fliegen oder über Häuserwände gemächlich nach oben zu rutschen – oder er hält sie ganz an um zu schweben. Die Protagonistin Kat holpert in liebevoll naiver Weise durch eine surreale Ghibli-artige Welt, die von melancholischen Stadtlandschaften geprägt ist und hilft Einwohnern bei alltäglichen Problemen oder bekämpft dunkle, monsterartige Schatten, die für allerlei Probleme verantwortlich sind.
Die Story ist relativ verwirrend, fängt irgendwie im Nirgendwo an, stolpert dann eine Zeit lang um neue Charaktere und Umgebungen herum, um schlussendlich irgendwann plötzlich an die Handlung des ersten Teils anzuknüpfen. Sowohl für Neueinsteiger, als auch für den Wiederkehrenden eine ziemlich verwirrende Angelegenheit, doch so wichtig ist die Handlung nicht. Viel interessanter ist, dass die Entwickler wirklich in sich gegangen sind und ihr Bestes gegeben haben, um die Stärken aus dem ungewöhnlichen Gameplay hervorgehoben haben. Kat kontrolliert sich absolut famos und nur mit Übung gelingt es dem Spieler in eleganten Bögen zielgenaue Manöver durchzuführen. Vor allem das Leveldesign ist atemberaubend: Es gibt eine Art der Vertikalität zu bewundern, die mit gigantischen, hochdetaillierten Häuserschluchten für exakt die Art der Orientierungslosigkeit sorgt, die man sich von der Idee her vorstellt. Da saust man durch die Luft, um diverse Kristalle aufzusammeln und hat im Handumdrehen vergessen wo oben und unten war.
Fliegende Vehikel und Einwohner sorgen dafür, dass die Umgebungen absolut lebendig wirken und so dauert es nicht lange, bis man tief in die famose Architektur der Welt von Gravity Rush 2 gezogen wird, die nicht zuletzt von einem extrem atmosphärischen Soundtrack unterstrichen wird. Quests sind dabei noch immer eine durchwachsen Angelegenheit: Wenn man nicht stupide irgendwelchen Kartenmarkern nachjagt, langweilt man sich mit tollpatschigen Stealth-Einlagen herum. Da läuft man viel lieber frei in der Gegend herum und löst die großartigen Online-Quests, die von anderen Spielern genährt werden und für lange Motivation sorgen. Spieler können beispielsweise Foto-Schnitzeljagden erstellen, an deren Ende Schatzkisten warten, wenn man den Hinweis entschlüsseln kann.
Auch zeitbasierte Highscores sind eine willkommene Herausforderung und hauchen dem Titel zusätzlich zum ohnehin schon großzügig portionierten Umfang überraschend viel Langlebigkeit ein. Doch eigentlich ist es egal wo man seine Nase hineinsteckt: Gravity Rush 2 bleibt wie schon der Vorgänger eine überaus erfrischende Abwechslung um dem öden Gaming-Alltag zu entkommen. Der Titel ist zwar auch diesmal nicht makellos, fokussiert sich aber ganz klar auf die einzigartigen Stärken der Spielidee und ist somit bedenkenlos empfehlenswert.
Plattform: PS4 (Version getestet), Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 12, Release: 18.01.2017 , Link zur Homepage