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Ein Kuss von Béatrice

5
Drama

Sentiment und Banalität würden in Martin Provosts Tragikomödie ganz obsiegen, wäre da nicht das brillante Darstellerinnen-Duo. Im Kontext der Handlung scheint es ein kurioser Zufall, dass beide den gleichen Vornamen tragen.

Catherine Frot und Catherine Deneuve schlüpfen in die Haut der Heldinnen, die der französische Regisseur einander gegenüberstellt wie moderne Spiegelbilder der Gold- und Pechmarie. Was Claire (Frot) und Beatrice (Deneuve) trennt, ist die gemeinsame Vergangenheit. Dort liegt die Crux ihres gleichnishaften Verhältnisses und unterschwellig die des launigen Beziehungsdramas. Sein Plot klebt an den Konventionen, von denen er sich zu lösen vorgibt, und hemmt damit sein dramaturgisches Potenzial. Wenn zwei äußerlich grundverschiedene Frauen aufeinandertreffen, dann ist der Anlass ein Mann.

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Nicht im wahren Leben, aber in der Vorstellung zahlloser Regisseure. Provost ist keine Ausnahme, er bedient das altbackene Klischee noch, indem er die Protagonistinnen als Gegensatzstereotypen der flippigen Geliebten und strebsamen Tochter steckt. Erste hat immer gegen Normen aufbegehrt, zweite opfert sich für andere auf. Die Figuren brauchen einander, um ihr altes Leben hinter sich zu lassen und ein neues zu beginnen oder im Falle von Beatrice friedlich abzuschließen. Die einstige Geliebte von Claires Vater platzt eines Tages in die graue Welt von Hebamme Beatrice, ausgerechnet als berufliche Umwälzungen ihre Prinzipien auf die Probe stellen.

Unverblümtheit und Unabhängigkeit der alten Bekannten erschrecken die Titelfigur und faszinieren sie zugleich. Doch aus der patriarchalischen Perspektive darf es nicht die Berufsbabybringerin sein, die erkennt, dass sie ihre Chancen als geschiedene Mutter vertan hat. Im Gegenteil lernt Claire eine Lektion über Mütterlichkeit und Fügsamkeit. Krankheit wird zur symbolischen Strafe für die Ablehnung einer tradierten Rolle, auf deren Zuverlässigkeit sie am Lebensabend angewiesen ist. Die starke Frau muss schwach sein, Nonchalance muss Bereitwilligkeit weichen, sonst droht jenes Schicksal, vor dem einst artige Fräulein warnten: ein einsamer Tod. Dass Beatrice‘ schale Existenz ein lebendiger Tod war, verstärkt den Nachgeschmack von Bitter- und Biederkeit.

Regie und Drehbuch: Martin Provost, Darsteller: Catherine Deneuve, Catherine Frot, Olivier Gourmet, Filmlänge: 117 Minuten, gezeigt auf der Berlinale 2017




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