Office Christmas Party
Für alle, die schon immer mal eine Büroweihnachtsfeier total eskalieren sehen wollen, gibt es jetzt den passenden Film und der heißt: Büroweihnachtsfeier! Okay, das war gelogen. Das jüngste Kinowerk von Regiegespann Josh Gordon und Will Speck heißt Office Christmas Party und der Titel hält, was er verspricht.
In der überdrehten Komödie geht es um eine jener überlangweiligen Pflichtveranstaltungen, die sich anfühlen wie der alltägliche Job mit Gute-Laune-Folter. Aber dann entscheiden Firmenvorstand Clay Vanstone (T. J. Miller), IT-Mastermind Tracey (Olivia Munn) und ihr technischer Leiter und bester Kumpel Josh (Jason Bateman), dass eine schnöde Firmensause mit alkoholfreiem Eierpunsch dieses Jahr nicht reicht. Clays harte Schwester und Chefin Carol (Jennifer Aniston) macht die Zweigstelle dicht, wenn sie nicht ihre Umsätze verdoppelt. Das kann nur klappen, wenn das Trio Geschäftsmann Walter (Courtney B. Vance) als Partner an Land zieht.
Der Branchenveteran legt Wert auf kollegiales Miteinander und betriebliches Verantwortungsgefühl. Beides besitzt die Truppe anstrengender Arbeitsplatzgenossen unter der wahlweise peniblen, verklemmten, aggressiven oder nerdigen Oberfläche tatsächlich. Welchen besseren Weg gäbe es, das kühle Betriebsklima etwas aufzuwärmen, als eine Mega-Weihnachtsparty? Letzte steht konsequent im Mittelpunkt der Story, die reines Dekorum ist.
Dem Spaß tut das keinen Abbruch. Im Gegenteil sind die wilden Aktionen auf der völlig aus dem Ruder laufenden Feier die Highlights der Handlung. Weil ein bisschen Ho Ho Ho vom Chef in Santa-Claus-Montur die Stimmung nicht wirklich anhebt, twittert eine Kollegin eine stadtweite Einladung und die bissige Paragrafenreiterin Mary (immer genial: Kate McKinnon) schmeißt das falsche weiße Pulver in die Schneemaschine. Oh, du Fröhliche! Beim Ausmalen apokalyptischer Szenarien mit hohem Wiedererkennungswert hatte das Autorentrio spürbar Freude.
Die steckt an, selbst wenn die Plot-Staffage kaum originell ist. Der frisch geschiedene Josh überwindet seinen ewigen Deeskalationsmodus und kriegt eine neue Romanze, Tracey verwirklicht ihr professionelles Potenzial und die zerstrittenen Geschwister lernen einander besser verstehen. Die positivste Überraschung ist, dass die derbe Komödie ohne reaktionäre Klischees, christliche Botschaft, Doppelmoral und Spießbürger-Ideale auskommt.
Die Protagonistinnen werden nicht zu fiesen Karrierefrauen verzerrt, sondern sind in dem Chaotenhaufen noch die Kompetentesten. Das Ensemble besteht nicht nur aus Männern und nicht nur Weißen, obwohl in zweitem Fall noch mehr ginge. Niemand wird pauschal zum Arschloch vom Dienst deklariert. Office Christmas Party ist naturgemäß kein tiefgründiges Meisterwerk. Dafür gelingt den gut aufgelegten Darstellern etwas, das womöglich noch schwieriger ist: eine Büroweihnachtsfeier, die echt Spaß macht.
Regie: Josh Gordon, Will Speck, Drehbuch: Justin Malen, Laura Solon, Dan Mazer, Darsteller: Jason Bateman, Olivia Munn, T.J. Miller, Jennifer Aniston, Filmlänge: 105 Minuten, Kinostart: 07.12.2016