Maggie’s-Plan-(c)-2015-Thimfilm(1)

Maggie’s Plan

6
Komödie

Die Story hat ihre eigene Dynamik, sagt jemand in Rebecca Millers jüngster Romantik-Komödie Maggie’s Plan. Da es Julianne Moores rationale Autorin Georgette ist, kann man davon ausgehen, dass es zutrifft. Für die amüsante Handlung ist das nur von Vorteil, für die emotional chaotische Titelfigur weniger. Maggie (Greta Gerwig) hat für ihr Familienleben den perfekten Plan, den der Zufall auf charmante Weise vereitelt – scheint es zumindest.

Rebecca Miller (The Private Lives of Pippa Lee) legt ihre ironische Romanze bewusst wie einen unvollendeten Roman an, spielen doch ein nicht enden wollendes Manuskript und Maggies Liebe zu Büchern eine bedeutsame Rolle im Film. Der beginnt mit einer Art Prolog, in dem Maggie ihren dringenden Kinderwunsch mit einer Samenspende von dem Saure-Gurken-Verkäufer Guy (Travis Fimmel) erfüllen möchte. Nicht die Vaterrolle übernehmen zu müssen, passt dem auf sein Gurken-Imperium fixierten Guy wunderbar, obwohl er anbietet, das Baby „auf altmodische Weise“ zu machen. Maggie versucht die Befruchtungsprozedur lieber allein, unterbricht aber im kritischen Moment, da ihr Professoren-Kollege John (Ethan Hawke) vor der Tür steht.

Er ist mit seiner hochintelligenten Frau Georgette (Julianne Moore) überfordert und schleppt zudem die Idee für einen Roman mit sich herum. Maggie ließt nicht nur begeistert das Manuskript, sie hat dazu das organisatorische Talent und nötige Einkommen, um John bei seinen Schriftsteller-Ambitionen den Rücken frei zu halten. Liebe oder das, was die Protagonisten damit verwechseln, basiert nicht auf charakterlicher Übereinstimmung oder Attraktivität. Sie entsteht aus praktischen und egozentrischen Erwägungen. John und Georgettes Ehe läuft, da er die beiden Kinder versorgt und sie finanziell ihn. Aber der Professor für „fikto-kritischer Anthropologie“ sieht darin sein Ego gekränkt und will sich als Schriftsteller verwirklichen.

Einen Zeitsprung um ein paar Jahre wird das Manuskript immer umfangreicher und verworrener, ohne sich weiterzuentwickeln. Nicht anders geht es Maggies durchgeplantem Alltag. Mit John hat sie „auf altmodische Weise“ einen Vater für Töchterchen Lily und die Patchwork-Familie aus Johns Kindern fordert ihr Koordinierungstalent. Ihre Karriere und romantischen Bedürfnisse bleiben dabei auf der Strecke. Regisseurin Miller tut alles, damit niemand nur einen Moment an Maggies Mutterglück zweifelt und setzt ihre Figuren in ein ziemlich realitätsfernes Milieu, wo Professoren alle erfolgsverwöhnt und wohlhabend sind.

Das kann nervig werden, aber die Handlung gleicht solche Schwächen meist mit Ironie aus. Der jämmerlichste unter den Protagonisten bleibt der äußerlich so zeitgemäße John, dessen Ego mangels einer patriarchalischen Familienrolle angeknackst ist. Er will eine Partnerin, die ihm das Gefühl gibt, ihr Leben drehe sich um ihn. Da Georgette das frühere gemeinsame Leben vermisst, schmiedet Maggie einen Plan. Dieses mal gilt es, den an seinen Kindern ohnehin nicht interessierten Vater auf eine Art loszuwerden, die für alle angenehm ist. Dummerweise läuft der zweite Plan kaum besser als der erste.

Der von Screwball-Comedy inspirierte Blick auf die konventionellen Konzepte von Familienglück und deren unvermeidliche Kollision mit dem Wunsch nach Selbstverwirklichung hätte etwas mehr Mut und Tempo gut getan. Doch die auf neurotische Charakter wie Maggie abonnierte Greta Gerwig und Julianne Moore gleichen kleine Fehlbalancen spielerisch wieder aus – und das Schicksal die verpatzten Vorhaben der Charaktere.

Regie und Drehbuch: Rebecca Miller, Darsteller: Travis Fimmel, Ethan Hawke, Julianne Moore, Bill Hader, Greta Gerwig, Filmlänge: 92 Minuten, Kinostart: 05.08.2016 gezeigt auf der Berlinale 2016www.thimfilm.at/filmdetail/maggies-plan




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