Sheltered
Mit This War of Mine konnte der bisherige Höhepunkt der depressiven, post-apokalyptischen Micro-Management Survival-Simulationen erreicht werden. Nun versucht der Indie-Titel Sheltered den König vom Thron zu stoßen.
Es ist mal wieder soweit: Das Ende der Zivilisation, wie wir sie momentan erleben, wurde eingeläutet. Nun gilt es, sich mit seiner Familie (und optionalem Haustier) im Atombunker einzurichten und von Tag zu Tag mit dem Überleben zu kämpfen. Ebenso wie im Eingangs erwähnten Survival-Sim-Titel This War of Mine haben die Entwickler von Unicube dabei eine offenbar wichtige Komponente nicht vergessen, nämlich die des Auftretenden zwischenmenschlichen Konflikts angesichts der nuklearen Auslöschung eines Großteils der Menschheit.
Tod und der beständige Kampf ums Überleben sind auch in Sheltered zentraler Fokus von Spieler und Spielfiguren gleichermaßen: Eine Einleitung in das Spielgeschehen gibt kurz Auskunft über das Setting, den vorerst traurig anmutenden Rest gilt es selbst zu erkunden. Die (im englischen als Wortspiel „nuclear family“ besser funktionierende) prototypische Kernfamilie, bestehend aus Vater, Mutter, Sohn und Tochter, steht im Zentrum des Spielgeschehens: Um ihr Überleben zu sichern, gilt es, alle vorhandenen Mittel auszuschöpfen und grausame Wege zu gehen.
Dem vermutlich begrenzten Budget des Entwicklers geschuldet findet man bei Sheltered eine schlichte, aber funktionale und auf Dauer annehmliche Präsentation: Eine pixelige Retro-Grafik mit ebensolchem Soundtrack lenkt nicht vom überaus komplexen Gameplay ab, könnte man wohl auch vermuten. Nach dem Erstellen der Familie im klassischen Rollenspieleditor verschlägt es die Familie in den Untergrund, den es für die notwendigen Annehmlichkeiten auszustatten gilt. Behelfsmäßige Duschen, Toiletten und die obligatorische Werkbank gilt es dabei ebenso mit mühsam zusammengetragenen Utensilien aufzuwerten wie Generatoren für die Stromversorgung oder auch die Wasserfiltrierungsanlagen. Management ist dabei alles: Wird etwa ein Familienmitglied durch eine Lebensvergiftung krank und erbricht auf den Boden des Bunkers, sollte, um Ungezieferbefall zu vermeiden, regelmäßig aufgewischt werden.
Neuer Platz, neue Bunkerelemente und allerlei Equipment benötigt Ressourcen, die entweder durch den Tausch mit zufällig vor den schweren Luftschutztüren der Unterkunft vorbeiziehenden bzw. via Funkradio herbeigerufenen Händlern oder durch Expeditionen ins Ödland akquiriert werden müssen. Gefahr lauert dabei von allen Seiten: So sind nicht alle Überlebenden freundlich gesinnt, was schnell in einen (Runden-basierten) Kampf münden kann. Dabei kommt wiederum das Rollenspielsystem zum Einsatz, haben doch alles Familienmitglieder Attribute der Marke Stärke, Ausdauer und Tragkraft.
Das Interface von Sheltered bewegt sich dabei auf einem lediglich funktionalen Level, was vor allem anfangs für eine lange Einarbeitungszeit und einige Fehlschläge sorgen dürfte. Nicht minder minimalistisch sind auch die Dialoge der Spielerfamilie selbst: Schlichte Textphrasen laden kaum zu persönlicher Involvierung seitens des Spieler ein und auch der Tod eines Familienmitglieds wird vergleichsweise gefasster aufgenommen als etwa bei This War of Mine.
Sucht man nach einem schlicht anmutenden, jedoch ungemein komplexen und im weiter fortgeschrittenen Spielverlauf gleichermaßen fordernden wie auch überraschenden Survival-Simulator, findet sich mit Sheltered genau ein solcher Titel. Großer Fokus liegt auf dem Ausbalancieren von verfügbaren mit benötigten Ressourcen, auch Ausflüge in die verstrahlten Überreste der menschlichen Zivilisation lassen die notwendige Atmosphäre beim Spieler aufkommen. Etwas ungelenk zu handhaben auf der Konsole mittel Controller, aber dennoch unterhaltsame Abwechslung für all diejenigen, die gerne einen Ausflug in die Post-Apokalypse wagen wollen.
Plattform: PS4 (Version getestet), PC, Xbox One, Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 12, Release: 15.03.2016, team17.com/games/sheltered