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Androiden Träumen

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Sci-Fi Thriller

Eine sehr freie, spanische Adaption von Philip K. Dicks Träumen Androiden von elektrischen Schafen? kann doch nur interessant sein? Nun, Androiden Träumen ist zumindest komplett anders als erwartet.

Eine Kaskade an leeren Häusern und Gebäudekomplexen, im Bau befindlichen Hochhäusern und unfertigen Hotelanlagen ergießt sich über das Publikum. Heimvideos von Menschen, die starr in die Kamera blicken oder ihrem Alltag nachgehen. Dazwischen erschießt ein Mensch ein paar andere Menschen. So scheint es zumindest. Nur selten kommt das Wort Androiden vor und wenn dann eher von eben jenen gejagten humanoiden Maschinen, die ihrerseits über die Menschen reden. Aber geredet wird überhaupt kaum. Dass es sich bei dem Jäger in Wahrheit um einen „Blade Runner“ handelt und bei den Gejagten um illegal auf die Erde geflüchtete Androiden ist aus der Handlung heraus schwer ersichtlich. Wer also weder Dicks Roman, noch Scotts Film kennt, wird sich in Androiden Träumen noch weniger auskennen – oder aber den spanischen Film vielleicht sogar faszinierend, weil unbegreiflich finden.

Ion de Sosa, Regisseur und Ko-Autor von Androiden Träumen, imaginiert eine Zukunft, ein Jahr 2052, das unserer Gegenwart nicht so unähnlich ist, mit dem großen Unterschied, dass nicht nur die Tiere Großteils ausgestorben und mehr als rar sind, sondern dass auch die Menschen weitgehend aus den Städten verschwunden sind, die damit ein verlassenes und langsam zerbröckelndes architektonisches Geflecht aus Ruinen hinterlassen haben. De Sosa scheut auch nicht davor zurück diese Bilder immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, immer wieder solche Aufnahmen einzubauen. Das erreicht solche Ausmaße, dass die effektive Handlung, also der Plot der Geschichte, vielleicht nur zehn bis fünfzehn Minuten des Films ausmachen, während der Rest aus Panorama-Aufnahmen und Heimvideos, die wiederum die Erinnerungen der Androiden darstellen sollen, besteht.

Natürlich kann eine Low-Budget Produktion nicht mit Ausstattung und Spezial-Effekte eines Multi-Millionen-Dollar Hollywoodspektakels mithalten, das wäre auch vermessen zu erwarten. Was aber auch Filme mit minimalen finanziellen Mitteln zustande bringen können, selbst wenn es sich um Sci-Fi handelt, ist es, eine dichte Atmosphäre zu kreieren und originelle Figuren zu präsentieren. In beiden Fällen scheitert Androiden Träumen jedoch. Stimmung baut sich lediglich durch die verfremdete Architektur der Stadt auf, die jedoch, das muss man sagen, überaus gelungen ist und mittels einfacher Technik ein verzerrtes Bild wiedergibt. Die eigentliche Geschichte wird viel zu schnell abgehandelt und die Figuren bekommen zu wenig Gelegenheit überhaupt etwas zum Geschehen beizutragen, sie sind im Grunde nichts weiter als Statisten in einer sich bewegenden, futuristischen Postkarte.

Kennt man die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Probleme Spaniens, hat man schon mal einen gewissen Vorteil. Dann kann man gewisse Anspielungen und Kritiken und Hintergedanken des Regisseurs nachvollziehen und verstehen, wieso die Gebäude so einen großen Platz im Film einnehmen. Gleiches gilt für die Heimvideos. Weiß man, dass es sich dabei um Verwandte und Freunde des Filmemachers handelt, der quasi mit seiner eigenen Erinnerung die fiktiven Erinnerungen seiner Androiden darstellen wollte, die implantierten Gedanken an eine Vergangenheit, die für sie nie existiert haben, so erscheinen auch diese Heimvideos in einem anderen Licht. Es wäre also ratsam sich vorher eingehend zu erkundigen, denn sonst wird man ganz schnell aus dem Film aussteigen, ungeachtet mancher interessanter und gelungener Ansätze, die Ion de Sosa durchaus in seine Geschichte einbaut und diese lose Adaption von Philip K. Dick wenn schon nicht gelungen, so zumindest sehenswert machen.

Ein Film, oder allgemein gesagt der Film, sollte ein universell verständliches Medium sein. Das bedeutet zwangsläufig nicht, dass dem Publikum alles vorgekaut werden soll oder es nicht rätseln und nachdenken darf, nein, das heißt lediglich, dass eine zusätzliche Erklärung oder beigefügtes Hintergrundwissen nicht unbedingt notwendig sein sollten, um einen Film genießen oder nachvollziehen zu können. Ein guter Film steht für sich selbst. Viele Filmemacher von Stanley Kubrick bis David Lynch waren dieser Ansicht. Androiden Träumen funktioniert besser, wenn er nicht nur für sich selbst steht.

Regie: Ion de Sosa, Drehbuch: Ion de Sosa, Jorge Gil Munarriz, Chema García Ibarra, Darsteller: Manolo Marín, Moisés Richart, Marta Bassols, Laufzeit: 61 Minuten, gezeigt im Rahmen der Viennale V’15,  http://androidentraumenfilm.com




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