Life
James Dean gilt als eine der größten Filmikonen. Anton Corbijn versucht mit seinem Drama Life sowohl dem Schauspieler James Dean als auch dem Fotografen, der ihn auf unsterblichen Bildern verewigt hat, ein Denkmal zu setzen, kratzt mit seinem Porträt aber nur an der Oberfläche.
Es nähert sich der 60. Todestag (30.September 1955) von Schauspiellegende James Byron Dean, der auch mehr als ein Jahrhundert nach seinem Ableben ein Symbolträger seiner Zeit geblieben ist. James Dean hat mehr verkörpert als die Schauspielrolle auf der Leinwand, er wurde zur Titelfigur einer rebellischen Jugendbewegung. Schon bei Lebzeiten entstand ein Kult um seine Person, durch seinen frühen Tod intensivierte er sich abermals, James Dean wurde unter anderem auch von den Medien unsterblich gemacht. Selbst Andy Warhol sah in James Dean nicht nur einen populären Schauspieler, sondern die Repräsentation eines Zeitgefühls, wie er mit dem folgenden Zitat zum Ausdruck brachte: „James Dean’s not our hero because he was perfect, but because he perfectly represented the damaged but beautiful soul of our time.“
Life visualisiert die Zeit in der Dean kurz vor seinem Durchbruch steht und auf den roten Teppichen der Welt noch unbekannt war. In Corbijns Werk werden aber auch die Schattenseiten des Erfolgs deutlich, da selbst junge, noch unerfahrene Schauspieler einem strikten Reglement folgen sollten. Diesem wusste sich „Jimmy“ in der „Traummaschine Hollywood“ von Anfang an zu wieder setzen, was auch in Life eindringlich zur Geltung kommen.
Schon die erste Szene verrät, was neben der Ikonografie von James Dean im Vordergrund steht – die Fotografie, symbolisch visualisiert durch eine Dunkelkammer und das Leitmotiv andeutende, rote Licht. Der gewählte Titel Life birgt eventuell Missverständnisse, da nicht nur das Leben von James Dean im Mittelpunkt steht, sondern das amerikanische Fotojournalismus Magazin „LIFE“ eigentlicher Namensgeber des Films ist. Ironischerweise vermisst man in Anton Corbijns neuen Film jedoch gerade die Lebenslust, die der Titel impliziert. Mit der Thematik des Fotojournalismus kann sich Regisseur Corbijn mehr als identifizieren, da er neben dem Medium Film auch der Fotografie sein Auge leiht. (Funny Side Fact: Für das Musikvideo Heart Shaped Box von Nirvana, bekam Corbijn einen MTV-Award).
Im Zentrum – das Zusammentreffen zweier Künstler. Der eine, der es erst beweisen muss, der andere, der zum Produkt gemacht werden soll. Beide (noch) unbekannt, beide mit einem Ziel: Unabhängigkeit. Der Fotograf Dennis Stock (Robert Pattinson) ist auf der Suche nach dem Künstler in sich und arbeitet an seiner Karriere, um nicht in der Boulevard Presse zu landen. Als er James Dean (Dane DeHaan) auf einer Feier zum ersten Mal begegnet, wirkt dieser gelangweilt inmitten all der wichtigen Menschen Hollywoods. Stock ist von diesem Moment an von ihm fasziniert und sieht, was noch keiner vor ihm im vierundzwanzigjährigen Jimmy sehen konnte. Von da an vernachlässigt er Familie und Privatleben, um mit Dean in Kontakt zu bleiben. So wird der Zuseher Teil wie Stock ein gewisses Vertrauen herstellen kann und es zur ikonischen Aufnahme vom im strömenden Regen rauchenden James Dean am Hollywood Boulevard.
Letztendlich leidet der Film unter der schleppenden Dynamik, diese ist auch an Stellen wo Tempo angebracht wäre, langsam und verhalten. Die vorrangig gewählten Farben Braun, Grau und Schwarz sollen wohl an die 50er Jahre erinnern, unterstreichen aber letztendlich die betrübte Stimmung von Life. Die meiste Spannung innerhalb der Diegese erzeugt die Diskrepanz der beiden Hauptfiguren. Insbesondere das Annähern und Distanzieren von Stock und Dean treibt die Handlung voran. Im Jahr 1955 wurde mit Starruhm und der dazugehörigen (typisch amerikanischen) Paparazzi Fotografie noch unglaublich unschuldig umgegangen. Wie sonst kann man sich die Einladung eines Fotografen in das eigene Elternhaus vorstellen. Die daraus entstandene Fotoserie, die den jungen Dean im Privaten einfängt, bekommt jedoch einen bitteren Nachgeschmack. Denn nur sieben Monate danach stirbt er in einem tragischen Autounfall, der heimatliche Besuch mit Stock war somit der letzte seiner Art.
Life handelt von zufälligen, aber bedeutenden Begegnungen im Leben und ermutigt den Zuseher auf das Bauchgefühl zu vertrauen. Man wird Zeuge von zwei prägenden Wochen im Leben von James Dean, welche besonders mit den Fotografien von Dennis Stock das damalige Lebensgefühl bis ins 21. Jahrhundert katalysiert. Auch wenn DeHaan in seiner Rolle als „Jimmy“ brilliert, schleicht sich dennoch das Gefühl ein, dass es die Geschichte eines jeden beliebigen Jungschauspielers hätte sein können, leider. Trotzdem ist Life eine Empfehlung für alle mit einem Hang zur Nostalgie, eingeschworene James Dean-Fans und jene die Pattinson als fotografierenden Rabenvater sehen wollen.
Regie: Anton Corbijn, Drehbuch: Luke Davies, Darsteller: Robert Pattinson, Dane DeHaan, Joel Edgerton, Ben Kingsley, Filmlänge: 111 Minuten, Kinostart: 25.09.2015, www.life-film.de