Welp
Eine Handvoll Pfadfinder-Kinder und deren Betreuer quartieren sich mit Sack und Pack in der belgischen Wildnis ein. Dass sie sich ausgerechnet inmitten der Bäume niederlassen, auf denen sich vor gar nicht langer Zeit dutzende Arbeiter einer stillgelegten Fabrik nach deren Entlassung erhängt haben, lässt alle Genre-erprobten Zuschauer nichts Gutes ahnen.
Und tatsächlich liegt in dem tiefen, das Camp umzingelnden Wald etwas Grauenhaftes auf der Lauer – gierig, röchelnd, Frischfleisch witternd. Dass es ausgerechnet der junge Außenseiter und Problemfall Sam ist, der dem Geheimnis des grünen Dickichts auf die Schliche kommt, und dass dem leicht verhaltensgestörten Jungen natürlich keiner glauben will, das wird so manchem Protagonisten im Laufe des Films gewaltig zum Verhängnis. Und dabei ist die herumschleichende Kreatur mit der gruseligen Holzrindenmaske nur das geringste Übel.
Mit Welp legt der belgische Regisseur Jonas Govaerts einen handwerklich soliden Debütfilm vor und gibt sich als großer Liebhaber des Slasher-Genres zu erkennen. So verankert er sein Werk felsenfest in eben dieser Tradition und beweist gleichzeitig, dass ein Horrorfilm, auch wenn er auf die altbekannten Versatzstücke beziehungsweise Klischees des US-Slashers setzt, dennoch einiges an Spannung und Unterhaltung bieten kann. Dabei verzichtet Govaerts ganz auf die in letzter Zeit vor allem im Independent-Bereich des Genres fast schon obligatorisch angewandte Selbstironie.
Welp bietet nichts weltbewegend Neues, überzeugt jedoch mit einem Wald voll raffiniert inszenierter Todesfallen und mit Aufnahmen von überwucherten Autowracks im Dickicht, die sich als Portal zu einem unterirdischen Alptraum entpuppen. Der Film punktet mit starkem Sound im Stil der 80er Jahre Synthesizer Horrorfilm-Scores sowie mit Referenzen auf Klassiker wie beispielsweise Dario Argentos Suspiria. Und letztlich überrascht er mit einem Ausgang, der sich dann doch in erfrischender Weise meilenweit vom abgenutzten Genre-Klischee distanziert.
Jonas Govaerts Welp gibt es übrigens gleich im Anschluss ans Crossing Europe am 1. Mai beim /slash einhalb im Wiener Filmcasino zu sehen.
Regie und Drehbuch: Jonas Govaerts, Darsteller: Maurice Luijten, Gill Eeckelaert, Evelien Bosmans, Titus De Voogdt, Filmlänge: 85 Minuten, gezeigt im Rahmen des Crossing Europe 2015, www.cubthemovie.com