Gruber geht
Im Zeitalter von Social Media werden menschliche Kontakte hinten angestellt, denn man kommuniziert ja eh dauernd mit seinen „Freunden“. Marie Kreutzer bringt nach Die Vaterlosen ein zeitgenössisches Thema mit aufwühlenden Momenten auf die Leinwand. Die Geschichte dazu lieferte Doris Knecht’s gleichnamiger Roman Gruber geht.
Der großkotzige, arrogante John Gruber (Manuel Rubey) ist alles andere als sympathisch. Gefühle sind für ihn ein Fremdwort. Als er aber von seiner Krebserkrankung erfährt und die DJane Sarah (Bernadette Heerwagen) kennenlernt, kratzt er die Kurve und wird schließlich zum Menschen. Er findet sich mit ihm bisher unbekannten Emotionen konfrontiert und erkennt, dass man doch Stützen im Leben benötigt. Wenn alles mies läuft, braucht man nicht die Schulter eines Kumpanen, sondern Alkohol. Gruber investiert lieber in Drogen als in Freunde und Familie und bevorzugt es seinen Facebook-Freunden von seiner Krebsdiagnose mitzuteilen, anstatt seinen Angehörigen. Er ist einfach zu cool und da kann seine langweilige Familie nicht mithalten.
Jede/r kennt diese aufgeblasenen Typen. Jede/r hasst sie. Der eher wortkarge Streifen überzeugt durch das Aufzeigen des Wesentlichen. Die Taten stehen im Vordergrund. Von Beginn an ist die Anziehung und besondere Beziehung zwischen Sarah und Gruber klar. Intime Momente bedürfen keiner besonderen Elemente außer dem Bild.
Gruber geht wird in dunklen Farben inszeniert und von aussagekräftigen Einstellungen unterstützt. Wiederkehrende Bob Dylan Referenzen und dessen Musik, die sich durch den Film zieht, verleihen den Bildern den letzten Schliff. Als störend und auch unbegreiflich werden jedoch die eingebauten englischen Passagen empfunden.
Tolle Besetzung, auch in den Nebenrollen. Nur Ulrike Beimpold kann in der Rolle von Grubers Ärztin nicht wirklich überzeugen, da ihr Auftritt stellenweise zu sehr an Kabarett erinnert. Ansonsten gute Wahl! Die Regisseurin hebt bedeutende Momente hervor, indem sie rückblickend immer wieder in Erinnerung gerufen werden, und lässt das Publikum durch die omnipräsente Musik Bob Dylans diesen förmlich spüren. Das Ergebnis ist ein geglückter Film über das Leben, den Tod und einen Egozentriker, der zum liebenswerten Protagonisten mutiert und sich von seinem bisherigen Weltbild verabschiedet.
Regie und Drehbuch: Marie Kreutzer, Darsteller: Manuel Rubey, Bernadette Heerwagen, Doris Schretzmayer, Ida Reiner, Lana-Mae Lopicic, Filmlänge: 104 Minuten, Kinostart: 30.01.2015, www.grubergeht.at