Annie
Voller Lebenslust tanzt und singt sich die kleine Waise Annie trotz ihres harten Loses in die Herzen eines Millionärs und seiner Angestellten – und nicht zu vergessen den Zusehern im Kino. Will Gluck inszeniert eine Neuauflage des zuckersüßen Musicals rund um das Waisenkind und erheitert trotz einiger Fehltritte die Gemüter.
Zusammen mit vier anderen Pflegekindern teilt sich die schlagfertige zehnjährige Annie Bennett (Quvenzhané Wallis) ein Zimmer in der Wohnung der Schnapsdrossel Colleen Hannigan (Cameron Diaz) im New Yorker Stadtteil Harlem. Am anderen Ende der Stadt strebt Will Stacks (Jamie Foxx), ein milliardenschwerer Wirtschaftstycoon, eine politische Karriere an. Seine Berater Guy (Bobby Cannavale) und seine Assistentin Grace (Rose Byrne) sind schwer damit beschäftig Stacks Ruf gründlich aufzupolieren – mit mäßigem Erfolg. Doch als Annie Mr. Stacks über den Weg läuft und er ihr das Leben rettet, wittert das Team die ultimative Chance doch noch einen erfolgreichen Wahlkampf zu führen. Das Mädchen wird kurzerhand vorübergehend vom Milliardär adoptiert, was nicht nur Annies Leben auf den Kopf stellt, sondern vor allem das von Will Stacks.
Die Geschichte rund um das Waisenkind Annie ist bereits etwas in die Jahre gekommen. Will Gluck wirft nämlich lediglich eine weitere Adaption des gleichnamigen Musicals in die Runde. Ursprünglich stammt das Werk aus der Feder von Thomas Meehan. Charles Strouse und Martin Charnin vertonten die Geschichte letztendlich und kreierten 1977 die erste Musicalversion der Handlung. Doch ihre eigentliche Geburtsstunde hatte Annie noch früher und zwar in einer Comicstripserie mit dem Titel Little Orphan Annie von Harold Gray. Nach dem Bühnenerfolg erschien die erste Filmadaption in den frühen 1980ern unter der Regie von John Huston. Eine weitere Adaption folgte 1999 unter dem Titel Annie – Weihnachten einer Waise. Die Idee ist also keinesfalls neu oder sehr einfallsreich, doch die neue Adaption kann sich dennoch sehen lassen.
Quvenzhané Wallis glänzt in ihrer Rolle als freche Annie und auch Jamie Foxx, Rose Byrne und Bobby Cannavale machen eine gute Figur. Nur Cameron Diaz als leicht bösartige Pflegemutter mit Alkoholproblem scheint etwas fehl am Platz und überzeugt nicht zur Gänze, obwohl auch ihr Charakter für die eine oder andere erheiternde Stelle sorgt. Große Überraschung im Cast ist Stephanie Kurtzuba, die in ihrer Nebenrolle als Mrs. Kovacevic eine exzentrische Sozialarbeiterin mimt und im Gedächtnis haften bleibt. Neben der Besetzung bekommen die Zuseher auch einige Cameos zu sehen. So werten etwa Michael J. Fox, Rihanna oder auch SNL-Star Bobby Moynihan den Film nicht nur auf, sondern sind auch gut in der Story platziert und belohnen den Zuseher neben ihrem Wiedererkennungseffekt auch mit witzigen Pointen.
Trotz der vielen Cameos, dem sehenswerten Cast und der herzerwärmenden Geschichte fehlt dem Leinwand-Musical das gewisse Etwas. Zudem sind die altbekannten Musiknummern nicht mitreißend genug. Durch das sehr bunte Umgebungssetting gehen viele Musiknummern einfach unter und die eine oder andere Nummer wirkt langatmig oder gar überflüssig. Wenn wir uns dem Gesang zuwenden, füllt Wallis mit ihrer wunderschönen kräftigen Stimme den Kinosaal und auch Foxx singt passabel, nur Diaz Stimme ist etwas dünn und reißt einem nicht mit. Neben den gesungenen Einlagen wird im Musical auch viel getanzt – oder sollte zumindest viel getanzt werden. In Annie lässt die Choreografie aber mehr als zu wünschen übrig. Mit viel Kameraarbeit und intelligentem Schnitt versucht man zwar die mageren Tanzszenen auszugleichen, doch dies gelingt nur bedingt. Das ist auch das größte Manko am Film, denn statt runden, schnittigen Tanzschritten wird man mit viel „Herumgehüpfe“ konfrontiert.
Ein weiteres Manko findet sich beim zweiten Handlungsstrang, der Abseits-Love-Story zwischen dem Millionär und seiner Assistentin. Obwohl die Nebenhandlung natürlich um einiges weniger Aufmerksamkeit erregen sollte, wie die Hauptstory, wird die Beziehungsgeschichte doch zu sehr an der kurzen Leine gehalten und passt nicht zur großen Auflösung des Debakels. Unterm Strich ist Annie ein süßes Filmmusical, das die jüngeren Zuseher begeistern kann und für die älteren neben Slapstick-Elementen auch politische Satire bereithält.
Regie: Will Gluck, Drehbuch: Will Gluck, Aline Brosh McKenna, Darsteller: Jamie Foxx, Quvenzhané Wallis, Rose Byrne, Bobby Cannavale, Cameron Diaz, Filmlänge 119 Minuten, Kinostart: 16.01.2014, www.annie-film.de