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Kinostarts der Woche

Herbstzeit ist Viennale-Zeit – aber nicht ausschließlich. Tapfere Nordmänner, Heinrich Himmlers Nachlass, charmante Stop-Motion-Kreaturen und die Problematik des Kaufrausches darf darüber hinaus auch auf der Kinoleinwand thematisiert werden. Die Kinostarts der Woche.

Actionreiches Gemetzel verspricht ja schon vom Titel ausgehend Northmen: A Viking Saga, in dem eine auf Plünderung Großbritanniens eingestellte, aus ihrer Heimat verstoßene Wikingertruppe plötzlich von Jägern zu (wehrhaften) Gejagten werden. Hübsche und authentische Kostüme, blutig inszenierte Schwertkämpfe, tapfere Hünen mit mächtigem Bartwuchs: Netter Eskapismus der Marke Centurion, der Actionfans begeistern dürfte.

Ebenfalls hübsch anzusehen, aber vielleicht aufgrund des Filmtitels etwas weniger für die breite Masse ansprechend präsentiert sich der Animationsfilm Die Boxtrolls, der – und das muss dringend erwähnt werde – aus dem auf Stop-Motion-spezialisierten Filmstudio Laika stammt, die so großartige Werke wie Coraline oder Corpse Bride verwirklicht haben. Hier wird nun eine wie gewohnt düstere, aber umwerfend präsentierte Rahmenhandlung rund um die titelgebenden Pappschachtelbewohner einer schrägen Zweiklassengesellschaft erzählt, die sich Fans der erwähnten Animationsklassiker auf keinen Fall entgehen lassen sollten.

Apropos „Nicht-Entgehen-Lassen“: Wie unschwer in ganz Wien ersichtlich (aufgrund des überall plakatierten, dieses Jahr mal echt hübschen Sujets) ist bald Viennale-Beginn, was die Herzen von Filmfans und solchen zu Bekehrenden höher schlagen lässt. Auch dieses Jahr geben sich Klassiker (etwa innerhalb der John Ford-Retrospektive im Filmmuseum), aus fernen Ländern herbeigebrachte Filmschätze, skurrile Arthouse-Werke, dokumentarische Glanzstücke und einige schon auf anderen Festivals hochgelobte Kinofilme die Hand und dürfen im Kino unter Gleichgesinnten bestaunt werden. Hier kann man das Programm durchsehen und die Qual der Wahl durchleiden.

Auch abseits des Filmfestival darf qualitativ hochwertiges, vor allem in Form von erschreckender und aufwühlender Dokumentation nicht in heimischen Kinos fehlen. Gut also das gleich zwei solche Produktionen anlaufen. In Ulli Gladiks Global Shopping Village wird die Arbeit von Shoppingcenter-Entwicklern unter die Lupe genommen und kritisch durchleuchtet. Unnötig zu erwähnen, das sich hier vermutlich stirnrunzelnde Schockstarre und ungläubiges Kopfschütteln angesichts des Gesehenen im Publikum breit machen dürfte.

Ebenfalls tiefe Einblicke in bisher verborgenes Terrain bietet Der Anständige, in dem die israelische Filmemacherin Vanessa Lapa neu entdecktes Archivmaterial sowie persönliche Briefe und Dokumente des SS-Führers Heinrich Himmler präsentiert. Der detaillierte Briefverkehr des „Architekten der Endlösung“ stellt sicherlich keine leichte oder leicht zu ertragende Kost, aber ein lange erwartetes und sicherlich einzigartiges Psychogramm dieser Art dar.

Viel leichtgängiger und vor allem zum Lachen animierend soll die deutsche Komödie Coming In sein, in dem ein bekennend homosexueller Kiez-Coffieur nicht nur seinen Kundenstammbaum, sondern auch seine beruflich bisher eher eingeschränkte Sicht der Dinge erweitern will – was in weiterer Folge auch zu einem ungewollten Verlangen nach einer konkurrierende Powerfrau-Friseurin führt. Ein Lustspiel in vielerlei Hinsicht also, chaotisch obendrauf.




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