Catch-Me-If-You-Can-©-2003-Dreamworks-Home-Entertainment,-Andrew-Cooper(9)

Catch Me If You Can

8
Drama

Nach dem Clint Eastwood Klassiker Gran Torino, widmet sich die Weekend Watch List diesen Sonntag einem anderen, als modernen Klassiker bezeichneten Film: Steven Spielbergs Catch Me If You Can, mit Leonardo DiCaprio und Tom Hanks.

Catch Me If You Can von Steven Spielberg wird mittlerweile als Hollywood-Klassiker gehandelt, Musical-Adaption inklusive. Die Story von Frank Abagnale Jr. fasziniert Alt wie Jung, behandelt sie doch universell gültige Fragen nach Moral, Anstand, und inwiefern die Lüge, der „Schein“, einen im Leben weiter bringen darf. Frank Jr. (Leonardo DiCaprio) muss mitansehen, wie seine Mutter seinen Vater, Frank Abagnale Sr. (Christopher Walken), einen verarmenden Ladenbesitzer, zugunsten eines Wohlhabenderen verlässt. Enttäuscht wie beflügelt von der Idee, dass Geld Alles im Leben und der Weg zum Glück ist, nimmt der Junge Reißaus, um sich kurzerhand als Schein-Pilot, Schein-Doktor und Schein-Anwalt durchzuschlagen. Das geht so lange gut, bis ihm der vollkommen humorlose wie von der Verhaftung betrügerischer Übeltäter besessene Carl Hanratty (Tom Hanks) auf die Schliche kommt. Das Katz-und-Maus-Spiel beginnt.

Zweifelsohne, die Story ist gut, das Drehbuch gut geschrieben, und böte den Boden für einen wirklich großen Film. Man stelle sich vor, Scorsese hätte hier Regie geführt, was nicht schwer vorstellbar ist, sind moralisch ambivalente Charaktere doch seine große Stärke. Jener jedoch war zur selben Zeit mit der Entwicklung des Aviator beschäftigt, dem anderen Film der 00-er-Jahre über einen amerikanischen Überflieger (Howard Hughes, selbstverständlich auch von Leonardo DiCaprio verkörpert). So bekam Traumfabrikant Spielberg den Zuschlag, und darin liegt das große Problem des Films begründet: Nett anzusehen, doch schrammt das Ganze permanent scharf an der Grenze zum Kitsch vorbei, bleibt meist extrem oberflächlich und substanzlos.

Spielbergs Vermächtnis gründet vor allem auf der Produktion moderner Märchen (Indiana Jones, E.T. – Der Außerirdische, etc.), komplexe, gar ambivalente Charaktere waren nie seine Stärke. Catch Me If You Can scheitert also vor Allem und hauptsächlich an der Wahl des falschen Regisseurs, das durchaus vielschichtige Drehbuch (von dem einzig und allein ein gewisser drive im Film erhalten bleibt) scheint mit der Spielberg´schen Art, Filme zu machen, nicht kompatibel. Die Story ist eine Reflexion über den Schein, ein Regisseur, der hauptsächlich Schein-Filme produziert, ist also die denkbar schlechteste Wahl.

Zu spürbar ist zudem (wie immer) Spielbergs Versuch, Kritikern und Publikum zu gefallen, was zumeist ein eher schlechtes Motiv ist (wie das „Gefallen-Wollen“, nur um zu gefallen, an sich). Positiv herauszustreichen sind die inzwischen ikonische Filmmusik von John Williams, die Darstellungen von Leonardo DiCaprio, Christopher Walken und Tom Hanks (trotz fehlender Charaktertiefe), und, wie schon erwähnt, das wirklich gute Drehbuch. Am Ende bleibt der schale Nachgeschmack hier einen Film gesehen zu haben, der wirklich gut sein könnte, den man sich sogar gut wünscht, der aber nicht wirklich gut ist, sondern eben nur „nett anzusehen“.

Regie: Steven Spielberg; Drehbuch: Jeff Nathanson, Darsteller: Leonardo DiCaprio, Tom Hanks, Christopher Walken, Amy Adams, Jennifer Garner, Filmlänge: 141 Minuten, DVD-/Blu-Ray Release: 21.08.2003, www.dreamworks.com/catchthem/jump2




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