Witching-&-Bitching-©-2013-Splendid-Film(2)

Witching & Bitching

6
Horror

Der spanische Norden ist gefährlich, zumindest für Männer. Der ansässige Hexenzirkel ist nämlich hungrig nach Frischfleisch.

José (Hugo Silva) steckt in der Klemme. Zwar ist der Juwelierüberfall mit seinem Kumpanen Antonio (Mario Casas) geglückt, die anschließende Flucht vor der Polizei verläuft aber nicht optimal und seine Exfrau zeigt sich auch wenig begeistert davon, dass der gemeinsame Sohn beim Überfall nicht nur dabei, sondern mitten drin war. Verfolgt von der Polizei und der Ex plant das Gaunertrio, sich im gekaperten Taxi (inklusive Geiseln) über die Grenze nach Frankreich zu retten, wird aber blöderweise im kleinen Ort Zugarramurdi von einer Horde Hexen aufgehalten. Die Vorsehung hat nämlich einen von ihnen auserkoren, eine bedeutende Rolle in einem uralten Hexenritual zu spielen, das den Hexen neue Macht verleihen soll. José und Co. müssen nicht nur um den eigenen Kopf und Kragen, sondern für das Überleben der gesamten (männlichen) Menschheit kämpfen.

Das kleine Örtchen Zugarramurdi gibt es tatsächlich und es wird, als Ort, an dem während der Spanischen Inquisition Hexenprozesse stattfanden, bis heute mit Hexerei in Verbindung gebracht. Der spanische Regisseur Álex de la Iglesia (Allein unter Nachbarn, Mad Circus) erhebt aber, abgesehen von den authentischen Schauplätzen, mit seinem Film eher weniger Anspruch auf Realismus.

Witching & Bitching hebt als rasante Gaunerfarce an und wird nach und nach zum skurrilen Fantasyspektakel, das den Kampf zwischen den Geschlechtern satirisch überhöht und in seiner hierarchischen Umkehrung auf die Spitze treibt. Hier sind nämlich nicht, wie es auch im Horrorgenre traditionell der Fall ist, die Frauen die Opfer sondern die männlichen Zeitgenossen. Die ohnehin von der Frauenwelt schwer gebeutelten Protagonisten landen im Hexendorf und sind in diesem absolut matriarchalen Umfeld eindeutig das schwache Geschlecht. Dass sie sich in dieser Opferrolle ganz gut gefallen, kommt in den ironischen Dialogen zur Geltung, die Rettung der Welt gegen die bösen (weiblichen) Herrschaftsansprüche ist schlussendlich aber wieder hauptsächlich Männersache.

Trotz aller Satire und Überhöhung liefert Witching & Bitching zeitweise sehr ambivalente Botschaften und man ist sich nicht ganz sicher, wer oder was jetzt eigentlich vornehmlich aufs Korn genommen werden soll – die Männer, die Frauen, die Emanzipationsbewegungen, der Status quo oder alle zusammen? Gängige Klischees über Frauen und Männer werden jedenfalls gleichermaßen durch den Kakao gezogen und bedient. Das ist oft, aber nicht immer, witzig anzusehen und vor allem anfangs rasant und leichtfüßig inszeniert.

Spätestens ab der Mitte des Films verliert dieser aber deutlich an Fahrt und es schleichen sich auch immer wieder Längen ein. Makabere Elemente und skurrile Gruselgestalten lockern die Atmosphäre zwar zwischendurch etwas auf, können den verloren gegangenen Schwung aber nicht mehr ausgleichen. Auch das große Hexensabbat-Finale inklusive gigantischem CGI-Monster mit digestiven Absonderlichkeiten und die zwischendurch eingestreute Lovestory, die eher lächerlich als überzeugend erscheint, retten Witching & Bitching dann nicht mehr.

Was sehr unterhaltsam und amüsant beginnt, verliert durch Längen, Story- und Charakterschwächen leider nach und nach seinen Verve und dünnt sich zum Schluss hin zu einem eher unbefriedigenden Effektspektakel aus, dessen satirische Untertöne nicht mehr genug Biss haben, um den Film angemessen abzurunden.

Regie: Álex de la Iglesia, Drehbuch: Jorge Guerricaechevarría, Álex de la Iglesia, Darsteller: Hugo Silva, Mario Casas, Pepón Nieto, Carolina Bang, Carmen Maura, Terele Pávez, Filmlänge: 108 Minuten, DVD-Release: 25.04.2014, gezeigt im Rahmen des /slash einhalb 




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