Ys: Memories of Celceta
Traurig aber wahr: Das ehemals blühende Genre der Action-Rollenspiele ist beinahe verschwunden. Die Wiederauferstehung, die mit dem RPG-Hit Final Fantasy XV zu erwarten ist sei mal außen vor gelassen – in den letzten Jahren waren die Überbleibsel des Genres jedenfalls kärglich.
Da sollte ich mich fast schämen, die populäre Ys-Serie immer ignoriert zu haben – etwas, das vor allem der Tatsache zu verdanken ist, dass YsI & II einfach extrem schlecht gealtert sind und für mich auch heute noch zu den Tiefpunkten des Genres gehören. Doch mit dem Release von Ys: Memories of Celceta will ich der langläufigen Serie wieder eine Chance geben, einen soliden Release könnte Sonys Sorgenhandheld, die PS Vita, durchaus brauchen.
Die ersten Momente sind ein wenig enttäuschend, der Plot scheint seicht, die Steuerung irgendwie hakelig, vielleicht ist Ys: Memories of Celceta ja doch nichts. Obwohl es mittlerweile knapp ein Dutzend Ausgaben von Ys gibt, ist die Handlung recht einfach geblieben. Protokolliert werden die Abenteuer des Reisenden Adol Crhistin, jedes Kapitel ist dabei alleinstehend, ein Quereinstieg kein Problem. Diesmal geht es darum, ein enormes Waldgebiet zu erschließen, in dem Reisende und Abenteurer gleichermaßen spurlos zu verschwinden pflegen.
Nach einer eher rauen Eingewöhnungsphase offenbaren sich die Stärken des Titels dann aber doch rasant. Überrascht bin ich vor allem durch den enormen Umfang von Ys: Memories of Celceta, der mich zunehmend beeindruckt. Da bin ich mit dem Einführungsteil des Spiels nach etwa zehn (!) Stunden fertig – ein Zeitpunkt, wo die meisten vergleichbaren Titel längst zu einem Ende gekommen sind. Der etwas seichte Anfang ist also eher der Versuch, den Spieler langsam und behutsam in die Welt einzuführen, die es später zu erkunden gibt.
Auch erstaunlich ist das Kampfsystem. Eingängig, rasant und befriedigend habe ich schon länger keinen Hack’n Slash-Titel mehr gespielt, der so viel Laune macht. Der Schwierigkeitsgrad ist gerade richtig angesetzt worden und die Abwechslung durch das Aneinanderreihen stetig wachsender Spezialattacken und den Einsatz mehrerer unterschiedlicher Charaktere motivierend. Nach mehreren Stunden wird klar: Die Struktur des Spiels sieht zahlreiche Dungeons vor, die in klassischer Zelda-Manier neue Spezialfähigkeiten und Rätsel bereithalten und auch in der Oberwelt neue versteckte Bereiche freischalten.
Die Grafik, die auf den ersten Blick eher an Playstation 2-Zeiten erinnert, hält das eine oder andere Highlight bereit, vor allem wenn es weitreichende Blicke über die großflächigen Hügellandschaften zu entdecken gibt und auch der Soundtrack ist eigentlich überdurchschnittlich gut gelungen. Am Ende wird aus Ys einer der unterhaltsamsten Titel, die es auf dem System zu spielen gibt. NIS America hat damit einen Hochkaräter in unsere Breitengrade gebracht, den kein Fan des Genres auslassen kann. Ys: Memories of Celceta ist zwar kein Meisterwerk in dem Sinn, aber macht einfach durch und durch Spaß – eine Qualität, die man heutzutage seltener findet als es wünschenswert wäre.
Plattform: PS Vita (Version getestet), Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 12, Release: 21.02.2014, Link zur Homepage