Sein letztes Rennen
Laufschuhe statt Bastelstunde. Der ehemalige Olympiasieger Paul Averhoff hält nichts vom Ruhestand und so folgt er seinem Motto „immer weiter“ und meldet sich für den Berlin Marathon an. Im Altersheim dreht er seine Runden und der Kampf gegen das Altern und den Stillstand beginnt.
Paul Averhoff (Dieter Hallervorden) früher Olympiasieger, heute ins Altersheim abgeschoben, weil sich seine Tochter (Heike Makatsch) nicht mehr um ihre Eltern kümmern kann. Doch Paul weigert sich sein Leben aufzugeben und nur mehr Kastanientierchen zu basteln. Er zieht seine Laufschuhe an und trainiert für den Berlin Marathon. Anfangs von den anderen Mitbewohnern belächelt, später bejubelt. Seine Frau Margot (Tatja Seibt) weicht nicht von seiner Seite und ist eine wertvolle Stütze. Angesteckt durch Pauls Elan, kommt neuer Schwung ins Altersheim und nach und nach erwacht auch der eingeschlafene Lebenswille wieder.
Eine extrem berührende Geschichte vom älter werden und lebendig bleiben. Nachhaltig zeigt Riedhof den Alltag im Altersheim. Es wird jede Anstrengung untersagt und jede Tätigkeit auf Kindergartenniveau herunter gebrochen wird. Die Darstellung ist beklemmend und zugleich auch anregend, weil man seine Mitmenschen plötzlich mit anderen Augen sieht. Nicht minder inszeniert ist die Beziehung zwischen Dieter Hallervorden und Tatja Seibt. Rührend und immer noch voller Liebe auch nach all den Ehejahren.
„In guten wie in schlechten Tagen“ und man zweifelt kein einziges Mal an der Ernsthaftigkeit dieser Worte. Tatja Seibt gibt Margot Averhoff soviel Stärke und Präsenz, dass sie sich trotz des ruhigen Charakters in den Vordergrund spielt und auch lange nach dem Kinoabend noch in Erinnerung bleibt. Dieter Hallervorden ist der ideale Gegenpart zu Tatja Seibt. Spitzbübisch und schelmisch auch noch im hohen Alter, kann man sich gut vorstellen, wie er seine Frau damals erobert hat. Einfühlsam und entschlossen spielt er seine Rolle.
Auch die Problematik mit der Tochter, die als Stewardess viel reisen muss und sich daher nicht mehr um ihre Eltern kümmern kann, ist durchaus glaubwürdig und nachvollziehbar. Einerseits will sie ihren Eltern die Selbstständigkeit lassen, andererseits merkt sie, dass sie es alleine nicht mehr schaffen. Hin und hergerissen versucht sie sich richtig zu entscheiden.
Neben der Story und den Charakteren sind sicher auch die realen Einspielungen des Berlin Marathons ein Highlight, für die Dieter Hallervorden vor dem Filmdreh bereits zu trainieren begonnen hat. Sein letztes Rennen ist definitiv ein Film bei dem man den Kinoabend nicht bereut. Er regt zum Nachdenken und zum Handeln an. Eine Story mit viel Herz und Humor.
Regie: Kilian Riedhof, Drehbuch: Marc Blöbaum, Kilian Riedhof
Darsteller: Dieter Hallervorden, Tatja Seibt, Heike Makatsch, Frederick Lau, Katrin Sass, Katharina Lorenz
Laufzeit: 114 Minuten, Kinostart: 11.10.2013, www.sein-letztes-rennen.de