Lost Planet 3
Ein unwirtlicher Planet, fiese Aliens und reichlich Action – das sind die Ingredienzien für den „neuen“ generischen 3rd-Person-Shooter Lost Planet 3. Alles schon gesehen oder doch lohnenswerte Unterhaltung?
Ob man die Vorgänger kennt oder nicht spielt keine Rolle, denn Lost Planet 3 erzählt eine Geschichte, die vor den Ereignissen der anderen Teile spielt. Wenn einem nichts neues mehr einfällt, muss also ein Prequel her, dass das auch längst nicht mehr vor Originalität zeugt, ist wohl kein Geheimnis. Lost Planet 3 zeigt, wie es zur Besiedlung von E.D.N. III kam, als der Planet noch eine unwirtliche Eiswüste war. Der Protagonist Jim Peyton ist einer derjenigen, die von Anfang an dabei waren und gleich bei der etwas missglückten Ankunft geht es schon zu Sache. Sobald die Basis aufgebaut ist, verdingt sich Jim bei Rettungseinsätzen, Reparaturaufträgen und ähnlichem und deckt im Verlauf die dunklen Geheimnisse des allmächtigen NEVEC Konzerns auf, der ja bekanntlich in den vorigen Teilen der Antagonist des Spielers war.
Die Handlung, denn abseits diverser Nebenmissionen bleibt das Spiel geradlinig seinem Verlauf treu, gestaltet sich recht simpel und wartet mit entsprechend wenigen Überraschungen auf. Nichts, was nicht schon in der einen oder anderen Form gespielt wurde. Interessant ist jedoch, dass im Gegensatz dazu die Figuren durchaus gelungen sind und ihnen allen eine Lebendigkeit einverleibt wurde, die sie zu glaubwürdigen, mit ihren eigenen Schicksalen und Leben behafteten Charakteren macht.
Besonders natürlich die Hauptfigur, die durch Videobotschaften mit seiner Frau auf der Erde Kontakt hält. Jeder hat sein eigenes Leben. Von daher ist es relativ enttäuschend, dass dieser durchaus interessanten Hauptfigur kein origineller Plot zur Seite gestellt wurde. Hier hat man deutliches Potenzial verschenkt und es offensichtlich nicht der Mühe Wert erachtet, der Figur bzw. dem Spieler mehr Handlungsfreiraum zu geben.
Merkwürdig ist zudem, dass sowohl Protagonist, als auch Nebenfiguren, trotzdem sie durch ihre Vorgeschichten und charakterlichen Eigenheiten spannende Figuren sind, nur zu derart kitschigen und beinahe schon peinlichen Dialogen fähig sind. Dadurch schwächt sich ihr Profil ab und sie verkommen stellenweise zu Klischees. Im Gegensatz werden sie jedoch von einem durchwegs gelungenen Setting unterstützt. Das Design des Planeten und der Basis weiß zu gefallen und trägt erheblich zur harschen Atmosphäre der lebensfeindlichen Umwelt bei.
Auch die technischen Gegenstände und Einrichtungen sind mit viel Liebe zum Detail gestaltet und bieten einen gelungenen Kontrast zur trostlosen Eiswelt außerhalb der Basis. Die Gegner sehen zwar bedrohlich aus, ihre K.I. hält sich jedoch in Grenzen. Selbst wenn sie im Rudel angreifen, sind sie doch so nett nie alle auf einmal zu attackieren, sondern warten höflich, bis die vorderen ein bis drei Gegner eliminiert sind, bevor sie dran sind mit sterben. Dieser frappante Mangel an klug agierenden Feinden trübt ein wenig das Bild des ansonsten interessanten fremden Planeten.
Von Vorteil ist jedoch, dass das Gameplay schnell erlernt ist und die Steuerung einfach zu handhaben. Dadurch ist man schnell im Spiel drinnen und kann die Action genießen. Dank der gut gestalteten Umwelt und vielfältigen Szenerie, kommt bei den Missionen auch nur selten Langeweile auf.
Lost Planet 3 bietet, sowohl online mit bis zu 10 Spielern als auch alleine, einen hohen Spielspaß, kann aber auch damit nicht darüber hinweg täuschen, ein banaler und simpler Action-Shooter zu sein. Wem eine fantastische Umgebung, interessante Figuren und massig Action ausreichend unterhalten, der wird mit Lost Planet 3 seine Freude haben, denn bei geringen Erwartungen bietet es viel Spaß. Für jene, die etwas Neues und frisches oder gar eine originelle Geschichte zusätzlich geboten haben wollen, sollten es sich lieber zweimal überlegen.
Plattform: PS3 (Version getestet), Xbox 360, PC, Spieler: 1, 2-10 (online), Altersfreigabe (PEGI): 16, Release: 30.08.2013, www.lostplanetthegame.com