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Aliens: Colonial Marines

Kaum jemand widerspricht, wenn James Camerons Aliens zu einem der einflussreichsten Scifi-Filme überhaupt emporgehoben wird. Über Jahrzehnte hinweg richtungsweisend, kreierte der düstere Streifen eine Atmosphäre, die im Videospiel-Bereich bis heute oft angestrebt wird.

Ob nun Doom oder Dead Space (zur Kritik): viele Spiele haben versucht, ein ähnliches Erlebnis aufzubauen – schade also, dass offizielle Ableger der Original-Lizenz nicht nur im Filmbereich seit Jahren für alles stehen außer Qualität. Diesmal wurde schon im Vorfeld einiges versprochen: Eine Story, die sich in die offizielle Film-Geschichte reiht, Original-Schauspieler, man will dem Fan auch wirklich alles bieten was sich dieser wünschen kann. Am Ende kommt dabei aber ein groteskes Trauerspiel heraus, das Seinesgleichen sucht.

Der Ablauf darf als einer der einfallslosesten Filmumsetzungen seit langer Zeit eingestuft werden: Nichts macht wirklich Sinn, Plot-Löcher in der Größe einer Luftschleuse werden von den Charakteren selbst beschämt abgewunken, die Darbietungen sind aufgrund der stümperhaften Charakterumsetzungen flach und dilettantisch. Überhaupt ist der uninspirierte Ablauf kaum mehr als ein verzweifelter Versuch, sich an nostalgische Impulse anzuklammern. Da stehen Charaktere von den Toten auf, zerstörte Filmschauplätze sind völlig unversehrt – mit listenhaften Referenz-Anreihungen, die selten irgendeinem erkennbaren Sinn folgen, ist jeder Nicht-Filmkenner hoffnungslos verloren und jeder Filmkenner zweifellos verstört.

 

Einer der wohl furchtbarsten Aspekte ist die Umsetzung der ikonischen „Xenomorphs“ selbst. Die erste Begegnung scheint noch vielversprechend: mit dem Motion Tracker verfolgt der Spieler eine Bewegung im Raum, die sich nicht genau lokalisieren lässt. Plötzlich taucht das erste Alien auf und umklammert den Spieler, der wehrlos um Kontrolle ringt, kurz darauf ist es dann wieder verschwunden. Kein schlechter Start. Doch nach diesem einleitenden Moment, in dem die Entwickler sehr wohl demonstrieren, dass sie verstehen, wie sich die Stärken der Materie zu präsentieren haben, geht es rapide bergab, weshalb man ihnen statt Ahnungslosigkeit beinahe blanken Vorsatz unterstellen muss.

Statt mit einer bedrohlichen Gefahr sieht sich der Spieler sehr rasch mit einer unbeholfenen Menge an tollpatschigen Schießbudenfiguren konfrontiert, die nicht furchteinflößend, ja eigentlich kaum ernst zu nehmen sind und am ehesten noch Mitgefühl erwecken, wenn sie versuchen, den Spieler ein wenig zu kratzen oder an den Haaren zu ziehen. Natürlich reihen sich die Gegner nur dann bereitwillig zum Freitod aneinander, wenn sie nicht aufgrund eines der unzähligen Bugs in irgendeiner Wand steckengeblieben sind.

 Auf dem Weg durch die linearsten aller linearen Korridore gibt es keinen Moment, in dem ein Gefühl von Angst oder etwa Zufriedenheit aufkommt – denn auch die Waffen selbst sind im Handling einfach nur holprig. Und so schießt man sich fünf Stunden lang mit unbefriedigender Waffenauswahl durch minderwertige Gegnerschaaren und hofft eigentlich nur auf ein rasches Ende. Dies ist dann auch so ziemlich der einzige Wunsch, der bei dieser Version zufriedenstellend erfüllt wird.

Tatsächlich lässt sich feststellen, dass selbst der gefloppte Rail-Shooter Dead Space Extraction mehr Finesse an den Tag legte als dieser uninspirierte Aliens-Verschnitt. Entwicklerstudio Gearbox versucht mit seinem Knowhow den Titel noch mit ausführlichen Multiplayer-Optionen aufzuwerten: Die Koop-Kampagne und Versus-Gefechte, in denen eine Seite die Rolle der Aliens einnehmen kann, versprechen Spielspaß, aber die grauenvolle Umsetzung ist sehr effizient dabei, dem Geschehen jedes mögliche Potential sofort wieder auszutreiben.

Das hat sicher viel mit der Game-Engine an sich zu tun, die kaum statischer und lebloser sein könnte – aber dennoch den Eindruck erweckt, konstant überfordert zu sein. Die schlimmsten Momente offenbaren sich dann durch die Verweise auf die Vorlage: Wenn der Motion Tracker mit seinem klassischen Sounddesign Gänsehaut erzeugt und der exzellente Filmsoundtrack Erinnerungen an den Filmklassiker hochkommen lässt, ist die Enttäuschung über die misslungene Spielumsetzung umso größer.

Die kreativen Einschränkungen der Big-Budget Releases haben im Laufe der letzten Jahre viele mittelmäßige Titel hervorgebracht. Tatsächlich aber schafft es nur selten ein Spiel zur Marktreife, an dem sich auch mit viel Fantasie nichts Positives finden lässt. Die große Errungenschaft von Aliens: Colonial Marines ist wohl, diesen Trend entschieden umzukehren. Großteils ödes Mittelmaß in allen Belangen, an den Tiefpunkten schlichtweg unerträglich, liegt hier ein Titel, vor der es vor zehn Jahren bestenfalls zum Budget-Ramsch gebracht hätte. Im Jahr 2013 ist die Lizenz-Versoftung aber nichts anderes als ein weiteren Schlag ins Gesicht hoffnungsvoller Gamer, selbst für hartgesottene Fans der Aliens-Reihe.

Plattform: PC, PS3 (Version getestet), Xbox 360, Spieler: 1-2 (Offline-Koop), 1-4 (Online-Koop), 2-12 (Online-Multiplayer),  Altersfreigabe (Pegi): 18, Release: 12.02.2013, www.sega.de/alienscolonialmarines




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