Paul Banks – Banks
Gerade rechtzeitig zum 10-Jahre-Re-Release von hochgelobten Erstlingswerk Turn On The Bright Lights debütiert die Stimme von Interpol, Paul Banks, zum zweiten Mal als Solo Künstler.
Bisher unter dem Pseudonym Julian Plenti tätig, legt Paul Banks mit Banks sämtliche Maskeraden und Mysterien ab und veröffentlicht ein Album, welches zwar unverkennbare Markenzeichen der Musik Banks’ aufweist, zusätzlich jedoch auch gänzlich neue Zugänge beinhaltet. Spätestens beim Einsetzen des unverkennbar (farblosen) Baritons verflüchtigen sich sämtliche Zweifel, dass es sich um etwas anderes, als ein Werk aus der Feder des Interpol Frontmanns handeln kann. Jedoch setzt Banks von Anfang an auf neue Akzente.
Die Gitarren fallen ungewohnt filigran aus und Streicher und Synthesizer verwischen mit den Vocals zu einem undefinierbar vielschichtigen Klangkonstrukt. Die erste Single The Base bezeugt nicht nur diese Veränderung, sondern scheint auch eine Brücke zwischen Julian Plenti und Interpol zu schlagen und stellt in seiner Vielfältigkeit den Null Meridian des Albums dar. Wer auf ein Fünftes Interpol Album gehofft hat, wird enttäuscht werden.
Banks entledigt sich des atmosphärischen Mantels und befreit sich von der Schwere des Pathos, der sein Tun bisher gleich eines Schattens begleitet hat. Der dadurch frei gewordene Raum wird mit vielschichtig gewebtem Songwriting und filigranen Arrangements gefüllt, zentrales Element bleibt jedoch die Gitarre. Tracks wie das düstere Arise, Awake und Young Again dürften jedoch all jene, die jetzt niedergeschlagen seufzen, entsprechend entschädigen.
Die zehn Titel des Albums entstanden über einen längeren Zeitraum, als Banks mit dem letzten Interpol Album auf Tour war. Er beschreibt Songwriting als Entspannung zwischen Gigs und Terminen, als Quality Time für sich. Die verschiedenen Einflüsse, die er in dieser Zeit sammeln konnte, spiegeln sich deutlich in der Diversität des Albums wider. Das Songwriting steht eindeutig im Fokus und die Person Banks tritt in den Hintergrund und verzichtet auf die gewohnte Inszenierung, was sich am gänzlich gesangsbefreiten Lisbon manifestiert. Ähnlich Konstantin Gropper, arbeitet Banks auch erstmals mit cineastischen Vocalelementen und Samples aus Filmen. Auch textlich demaskiert sich der Literat und spricht direkt aus, was sonst in poetischen Metaphern ummantelt war. Thematisch bleibt er Melancholie und Pessimismus treu: Time is disgraceful/we`re all just watching the things fall apart.
Paul Banks scheint sich erfolgreich fallen gelassen und sich von seinem Ego und der Aura des mysteriösen Unsympathen gelöst zu haben. Diese Demaskierung öffnet Räume für Banks als Songwriter, wie er bisher noch nicht zu hören war, und liefert den Rahmen für eines der (zu Recht) am heißesten erwarteten Alben des Jahres.
Paul Banks – Banks – Beggars / Matador / Vertigo