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All About Evil

7
Horror

Bereits zum dritten Mal holt das /slash Filmfestival rund um Horror-Guru Markus Keuschnigg im September die Crème de la Crème des internationalen Genre-Wahnsinns in die Räumlichkeiten des Wiener Filmcasinos. Dazu gehört neben all den Filmen natürlich auch der ein- oder andere Gast…

So beehrte dieses Jahr wohl eine der schillerndsten Figuren der amerikanischen Horror-Szene das Festivalkino mit ihrer Anwesenheit. Joshua Grannell aka Drag Queen Peaches Christ veranstaltet in San Francisco die legendären Midnight Masses, in denen sie performt und gemeinsam mit einer Horde von andachtsvoll kostümierten Genre-Liebhabern alte Horror-, Gore- und Splatterfilm- Kostbarkeiten zelebriert.

Filme schauen sollte man, so predigt Peaches Christ, nicht allein bei sich zuhause auf dem überdimensionalen Flatscreen, sondern gemeinsam mit vielen Gleichgesinnten in einem dieser wunderbar kleinen und alten Kinos, die heutzutage leider immer häufiger von herzlosen Cineplexx-Ungetümen in den Boden gestampft werden. Dass es sich gerade um diese alten Kinos zu kämpfen lohnt – und sei es mit den brachialsten Mitteln – das demonstriert Joshua Grannell in seinem garstig- komischen Spielfilmdebüt „All About Evil“. Einen besseren Ort als das charmante Wiener Filmcasino hätte er sich für die österreichische Aufführung seines Films gar nicht wünschen können. Und wohl auch keine vergnügteren, gore-hungrigeren Zuschauer als das Publikum des /slash Festivals.

In „All About Evil“ träumt die Bibliothekarin Deborah Tennis – wunderbar gespielt von Natasha Lyonne, bekannt unter anderem aus American Pie – still und leise vom großen Ruhm. Als sie nach dem Tod ihres Vaters dessen altes unrentables Schundkino erbt und kurzerhand vor den hauseigenen Überwachungskameras die böse Stiefmutter niedermetzelt, durchfährt Deborah ein höllischer Geistesblitz. Nicht nur ihr jugendlicher Verehrer Steven ist von den verdächtig authentischen Snuff-Filmchen, die sie von nun an auf der Leinwand präsentiert, höchst angetan. Im Handumdrehen engagiert Deborah als Filmcrew eine Handvoll Psychopathen – darunter zwei mörderische Zwillings-Mädchen – und bringt das eingerostete Kinogeschäft mit ihren selbstgedrehten Teufelswerken wie „The Maiming of the Shrew“, „The Slasher in the Rye“ oder „A Tale of Two Severed Titties“ so richtig ins rollen…

Zugegeben: Wer unsinnige Splatter-Szenen und triefend schwarzen Humor auf der Kinoleinwand nicht verträgt, der hat hier nichts verloren. Alle anderen dürfen sich gerne davon überzeugen, dass es Joshua Grannell nicht nur als Gore Queen versteht, sein Publikum so richtig in Stimmung zu versetzen, sondern auch als Regisseur. Seine Geschichte ist zwar nicht die tiefgründigste, sorgt aber allemal für erfrischend leichte und charmant makabere Unterhaltung – nicht zuletzt auch dank Grannells Gespür für die richtige Besetzung.

In all dem Wahnsinn, all den irrwitzigen Referenzen auf Horror- sowie Literatur-Klassiker, in den Farben, dem Sound und der großen Portion Selbstironie – wenn sich zum Beispiel Peaches Christ immer wieder ein wenig in den Bildhintergrund schmuggelt – versteht sich „All About Evil“ vor allem als heißblütige Hommage an die Magie des Genres, an den Gore und an das Kino an sich. Ein perfekter Film fürs /slash Filmfestival und nicht umsonst laut Homepage ein Liebling des Festivalteams. Wie Peaches Christ sagen würde: „Gore and Peace!“

Regie & Drehbuch: Joshua Grannell, Darsteller: Natasha Lyonne, Thomas Dekker, Mink Stole, Ashley Fink, Laufzeit: 98 Minuten gezeigt im Rahmen des /slash Filmfestivals 2012




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