Huhn mit Pflaumen

8
Drama

„Huhn mit Pflaumen“ ist ein persisches Gericht sowie Titel des neuen Films von Marjane Satrapi und Vincent Paronnaud. Die Ingredienzien: ein Geigenspieler und eine unglückliche Liebesgeschichte im Teheran der 1950er Jahre. Spätestens seit ihren ersten Film „Persepolis“ lässt man sich von diesen beiden Regisseuren gerne dorthin entführen…

Marjane Satrapi und Vincent Paronnauds zweites Werk handelt von dem begnadeten Geigenspieler Nasser-Ali Khan. Als ihm in jungen Jahren verweigert wird seine große Liebe zu heiraten, beginnt er seinen Schmerz in der Musik auszudrücken. 20 Jahre lang spielt er auf einer einzigen Geige, verloren in seiner Melancholie. Er heiratet eine Frau die er nicht liebt und bekommt zwei Kinder mit ihr, doch sein Leben dreht sich einzig und allein um die Musik und die Erinnerung an seine große Liebe. Als seine Frau im Streit die Geige zerstört möchte er nicht mehr leben, legt sich zu Bett und beschließt zu sterben. In seinen letzten acht Tagen lässt er sein trauriges Leben Revue passieren…

Marjane Satrapi und Vincent Paronnaud erregten bereits vor vier Jahren Aufsehen mit „Persepolis“, einer Comic Verfilmung für Erwachsene. Bei Huhn mit Pflaumen handelt es sich nun um den zweiten Teil einer geplanten Trilogie. Während bei Persepolis die Lebensgeschichte von Satrapi selbst im Zentrum stand, handelt es sich bei ihrem neuen Film um die Geschichte ihres Großonkels. Die Geschichte spielt im Teheran der 1950er Jahre, ein Teheran, das einerseits märchenhaft-orientalisch ins Bild gebracht wird, andererseits aber aus heutiger Sicht überraschend modern und europäisch wirkt. Die Geschichte des Landes wird unauffällig und geschickt mit der Lebensgeschichte des Protagonisten verwoben.

Stilistisch ist „Huhn mit Plaume“ sehr abwechslungsreich, da er Live-Action-Kino mit Animationen und malerischen Bildern verknüpft. Wie in „Persepolis“ sind die Animationen auch diesmal so gut gemacht, dass man sie als Zuseher im ersten Augenblick nicht als solche erkennen mag. Sie unterstreichen das Zauberhafte, das Märchenhafte der Geschichte, die in einigen Sequenzen an 1001 Nacht erinnern mag. In „Persepolis“ hat es Satrapi geschafft, dass sich ein Animationsfilm als Live-Action-Kino anfühlt, in „Huhn mit Pflaumen“ nimmt sie Live-Action Bilder und lässt sie gemischt mit Animationen märchenhaft erscheinen.

Die Schauspieler sind große Namen des europäischen Films. Mathieu Amalric als begnadeter Geigenspieler schafft es meisterhaft die tieftraurige Melancholie, die ihn dazu bewegt nicht mehr leben zu wollen, auf die Leinwand zu bringen. Sein Charakter ist auf den ersten Blick egoistisch und selbstverliebt, er entwickelt sich im Laufe der Geschichte jedoch immer mehr zu einem fragilen und trauernden Menschen, den einzig und allein die Musik und die Erinnerung an seine große Liebe am Leben halten. Seine Frau Faranguisse, gespielt von Maria de Medeiros, entwickelt sich von einer hysterischen und pingeligen Mutter und Ehefrau zu einer Frau, die die alleinige Verantwortung für die Familie tragend am Verzweifeln ist und gleichzeitig ihren Ehemann aufrichtig liebt.

Satrapi und Paronnaud haben ein poetisches Werk geschaffen, das in wunderschönen und abwechslungsreichen Bildern ein orientalisches Märchen auf die Leinwand bringt. Trotz der Tragik der Geschichte gibt es einige humorvolle Momente im Film, die einen augenzwinkernden Blick auf den sich selbst bedauernden Nasser-Ali werfen. Man darf sich auf den dritten Teil der Trilogie bereits freuen, der hoffentlich auch nicht der letzte Film der beiden sein wird.

Regie & Drehbuch: Marjane Satrapi, Vincent Paronnaud, Darsteller: Mathieu Amalric, Edouard Baer, Maria de Medeiros, Golshifteh Farahani, Eric Caravaca, Chiara Mastroianni, Laufzeit: 90 Minuten, Kinostart: 06.01.2012




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