Noel Gallagher – Noel Gallagher’s High Flying Birds
Auf Höhenflug. Noel Gallagher, die ältere Hälfte der umstrittenen Gebrüder Gallagher, hat soeben sein erstes, mit Spannung erwartetes Soloalbum veröffentlicht…
Seit Liam und Noel Gallagher seit 2009 getrennte Wege gehen, wurden die Schlagzeilen rund um die Gallaghers vordergründig von Liams rüpelhaftem Verhalten und sonstigen Streitigkeiten angeführt – nach Jahrzehnten der gemeinsamen Bandgeschichte wird kein gutes Haar mehr am anderen gelassen, was das Rockstar-Image beider Beteiligter aber sichtlich gefördert hat.
Während Liam oftmals lieber die Rolle als schimpfender Rohrspatz eingenommen hat, hielt Noel sich eher im Hintergrund – um jetzt, wie es scheint, mit der Munition zurückzuschießen, die in Musikerkreisen ja am meisten weh tun muss: Einer guten Platte. Einer Platte nämlich, die die Indierock-Szene Großbritanniens und überhaupt noch lange beschäftigen wird.
Schon die erste Single, „The Death of you and me“, kündigte an, was man zu erwarten hat: Britpop bzw. Rock vom Allerfeinsten. Noel Gallagher versteht etwas von seinem Handwerk – was er aber auch früher schon oftmals bewiesen hat. Gleich die ersten Klänge, das Schlagzeug, das gemeinsam mit der Bassgitarre stakkato-artig eingesetzt wird und die Leadgitarre, die er selbst übernimmt, lassen sofort an einige der letzten Oasis-Alben denken und an Lieder wie „Waiting for the rapture, High Horse Lady“ aber allen voran natürlich „The importance of beeing idle„. Diesem Titel, den er noch gemeinsam mit Liam eingesungen hat, folgt Dream on, dem zweiten Stück auf der neuen CD, gleich auf den Fuß.
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Noel führt den musikalischen Anteil fort, den er bei Oasis eingebracht hat und beweist damit, dass er unabhängig und eigenständig ebenso erfolgreiche Platten schreiben, aufnehmen und produzieren kann. Auch das Bläser-Ensemble, das auf den letzten Oasis-Platten schon öfters Verwendung gefunden hat (verwiesen sei hier auf „Don’t believe the truth“ und Dig out your soul), setzt Noel Gallagher unter anderem bei den Stücken „The Death of you and me“ oder „Soldier Boy and Jesus Freaks“ wieder ein.
Auch wenn das Herz eines jeden Oasis-Fans immer noch bluten wird, wenn er sich nun die getrennten Alben kaufen muss, muss man wahrheitsgemäß anmerken, dass beide an der Trennung nur wenig gelitten haben; sind mit „Different gear, still speeding“ von Beady Eye und Noel Gallagher’s „High Flying Birds“ zwei Alben entstanden, die sich nicht hinter dem Ruhm von Oasis verstecken müssen. Auch wenn vielleicht die Hoffnung, die ja bekanntlich zuletzt stirbt, auf ein weiteres, großartiges Album einer der talentiertesten Bands Englands und überhaupt immer noch vorhanden ist. Die „High Flying birds“ beweisen zwar, dass Noel Gallagher den Vogel musikalisch abgeschossen hat, Vergleiche mit dem Jahrhundertalbum „(What’s the story,) Morning glory?“ von Oasis können aber, wie von manchen britischen Kritikern angemerkt, keineswegs auf eine Gleichsetzung der beiden CDs hinauslaufen. Dazu müssten Noel und Liam sich zusammenraufen, den Hass auf einander unterdrücken und wieder gemeinsam ins Studio gehen – was der privaten Beziehung untereinander vielleicht nicht, der musikalischen aber dafür doppelt gut tun würde.
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Noel versteht Handwerk
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Den Oasis-Alben ähnlich
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Eigener Stil unverkennbar
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Musikalische Trennung von Liam