Der Plan
Anhänger der hervorragenden Werke des amerikanischen Science Fiction Autors Philip Kindred Dick haben es nicht leicht, denn in regelmäßigen Abständen setzt die Hollywood Traumfabrik seinen geistigen Output in Filme um. Dies wäre ja grundsätzlich kein allzu großes Problem, da die Werke Dicks, ob nun Kurzgeschichten oder Romane, nur so vor Ideenreichtum und faszinierenden Ausblicken in die Zukunft strotzen…
Während viele Fans (zu Recht) die Umsetzung von „Do Androids Dream of Electric Sheep?“ im 1982 erschienenen Sci-Fi-Klassiker Blade Runner als Opus Magnum der Dick’schen Romanverfilmungen sehen, dürfen auch Total Recall, Minority Report und A Scanner Darkly zu den Interessantesten der im Genre vorhandenen Filmen gezählt werden. Doch bei jeder neuen Verfilmung eines Werkes schwingen gewisse Zweifel mit, ob der Regisseur mit dem Inhalt tatsächlich etwas anfangen kann und ob die Besetzung wirklich für den Stoff geeignet scheint – mit Grausen denkt man hierbei etwa an den miserabel Besetzten Paycheck, den uninspirierten Impostor oder auch an Next samt Nicholas Cages ausrasierten Schläfen.
Mit The Adjustment Bureau (oder weniger brisant und viel generischer im deutschsprachigen Raum: Der Plan) wagt sich Regie-Neuling George Nolfi also auf das schwierige Parkett und setzt hier die Kurzgeschichte „Adjustment Team“ (Umstellungsteam) um. Unterstützung erhält er durch eine recht kompetente, wenn nicht sogar großartige Besetzung. Matt Damon als charismatischer, ambitionierter Jungpolitiker hat als All-American-Poster-Boy mit seiner gleichermaßen gewitzten wie auch überzeugenden Art die ideale Rolle auf den Leib geschneidert bekommen, während die nicht mehr ganz so unbedarfte Newcomerin Emily Blunt als weibliche Hauptdarstellerin bzw. Love-Interest vor allem durch ihr natürliches Zusammenspiel mit Damon punkten kann. Überraschend ist die Tatsache, dass die Gegenspieler (John Slattery und Terence Stamp) als solche eigentlich nicht vorhanden sind, da deren Motivation in weiterer Folge eher verständlich als bedenklich erscheint.
Anders als etwa in Paycheck entwickeln sich Story und Charaktere zudem sehr gemächlich, weswegen The Adjustment Bureau für manchen Zuseher schon mal etwas langweilig erscheinen kann – Zu Unrecht, denn die Story ist (natürlich) überaus interessant: Der aufstrebende Politiker David Norris (Damon) verliebt sich in die hübsche Ballerina Elise Sellas (Blunt), nur um kurz darauf von konspirativ agierenden Männern in stylischen Hüten (!) an einer tiefgründigen Beziehung gehindert zu werden. Bald lichtet sich der Vorhang und David realisiert, dass er nicht seines Schicksals Schmied ist
Vorbestimmung, Schicksal, allgegenwärtige Kontrolle und Flucht vor eingefahrenen Autoritäten: All dies sind Grundelemente in Dicks Werken, die auch in den schlechtesten Verfilmungen noch erkennbar sind. Bei The Adjustment Bureau merkt man, das Regisseur Nolfi die Essenz der Romane des Autor erkannt hat, denn nicht großartige, Verstand-betäubende Special Effects stehen hier im Vordergrund, sondern die Charaktere der Geschichte, deren Motivation als Antrieb vollkommen ausreicht. Und auch wenn die Vorlage vielleicht nicht ganz so raffiniert ist wie jene von Minority Report oder Total Recall, so steht sie doch zumindest knapp auf einer Linie mit all den jüngeren, im Sci-Fi-Genre beheimateten Filme der vergangenen Jahre.
Verzeiht man zudem auch die offensichtlichen Drehbuchschwächen (dritter Akt wirkt aufgesetzt, manche Charaktere vergleichsweise blass), so kann man mit dem Endprodukt als Fan der Werke Dicks dann doch recht zufrieden sein.
Regie: George Nolfi, Drehbuch: George Nolfi, Philip K. Dick (Kurzgeschichte), Darsteller: Matt Damon, Emily Blunt, Lisa Thoreson, Anthony Mackie, Terence Stamp, DVD Release: 21.07.2011, Laufzeit: 105 Minuten