Sniper: Ghost Warrior
In der Videospielindustrie gilt das Genre der Ego-Shooter gemeinhin als das kontroversiellste, populärste und zugleich heiß umkämpftste. Der enorme Erfolg der Battlefield- und Call of Duty-Reihe wirkt für Entwickler weltweit einerseits anziehend angesichts finanzieller Verheißungen, andererseits abschreckend in Hinsicht auf das hohe Level der Gesamtproduktion. Es gilt also die Devise, das den Genrekönigen nur mit innovativen und frischen Ansätzen erfolgreich zu begegnen ist – und genau hier versucht natürlich auch City Interactives Sniper: Ghost Warrior zu punkten. Wenig überraschend dreht sich natürlich alles um professionelle (US-)Scharfschützen und ihre waghalsigen Missionen in feindlichen Gebieten. Kauernd, Schleichend, Robbend und generell möglichst unauffällig wird der Spieler zur mit grünbraunen Tarnumhängen bekleideten Ein-Mann-Armee, die nur auf den richtigen Moment für effektvoll in Szene gesetzte Kopfschüsse aus meist hunderten Metern Entfernung wartet.
Dabei präsentiert sich sowohl Optik, Design als auch Gameplay auf den ersten Blick nicht unbedingt schlecht: Die größtenteils mit dichter Flora und Fauna bewachsenen Level sind geräumig und bieten viele Möglichkeiten, um an das jeweilige Ziel zu gelangen, die Gegner-Intelligenz ist im höchsten Schwierigkeitsgrad knapp an der Grenze zum Joypad-an-die-Wand-schmeißen und die Zeitlupen-Kamerafahrt, die bei besonders „hübschen“ Kills der Kugel quer durch die Szenerie verfolgt, ist immer wieder verblüffend. Das all dies mit zunehmender Spieldauer bzw. dank der teils groben Mängel in den Hintergrund gedrängt wird, stoßt sicher auch hartnäckigen Shooterfans bitter auf.
Wenn man als Entwickler schon ein Spielerlebnis rund um eine spezifische Art der Kriegsführung umsetzt, sollte man im Vorfeld etwas Abwechslung einplanen: Schleichen, Killen, Schleichen, Killen ist kein Erfolgsrezept auf Dauer. Auch die nicht vorhandene Waffenauswahl, haarsträubende Clippingfehler und die komplett belanglosen Charaktere geben zu denken. Zumindest bietet die erst Monate nach der PC und Xbox 360-Version erschienene PS3 Fassung zusätzliche Inhalte, gröbere Fehlerbehebungen gab es anscheinend leider nicht.Einige Stunden kann Sniper: Ghost Warrior durchaus interessant erscheinen, wer einen genaueren Blick hinter die nicht allzu geschickt drapierte Fassade dieses First-Person-Shooters wirft, erkennt schnell, warum das Vergnügen wie auch das Gameplay einseitig bleibt.
Plattform: PS3 (Version getestet), Xbox 360, PC, Altersfreigabe (PEGI): 16, Spieler: 1, online, Erscheinungsdatum: 28.04.2011