You Will Meet a Tall Dark Stranger

Woody Allen verwebt in seinem neuesten Film „You Will Meet a Tall Dark Stranger“ die Geschichte einer Familie zu einem unterhaltsamen, humorvollen Mikrokosmos des alltäglichen Wahnsinns, Scheiterns und dem kleinen, privaten Glück, das sich aber auch ganz schnell wieder ins Gegenteil verkehren kann.  Nichts ist Gewiss. Eine schmerzhafte Trennung kann neues spirituelles Erwachen bedeuten, eine frische Liebe in die Finanzkrise führen und überhaupt bleibt im Wandel des Lebens kein Stein auf dem anderen.

Wer Woody Allens Humor mag, wird an seinem neuesten Film die reinste Freude haben. Er hat schon lange Zeit keine derart locker-leichte Komödie abgeliefert, die zugleich auch noch gelungen ist. Wer jedoch mit seiner Art nichts anfangen kann, verpasst leider eine gute Komödie, macht aber besser einen Bogen um den Film. Will heißen, „You Will Meet a Tall Dark Stranger“ ist ein typischer Woody Allen Film, bis hin zur großen Schlusspointe, die gerade Nicht-Fans verärgern dürfte. Aber man merkt sehr wohl, dass das Leben auch an Woody Allen nicht spurlos vorüber gegangen ist. Auch sein Humor hat sich im Laufe der Zeit verändert und könnte daher auch den ein oder anderen Skeptiker noch dazu bringen ein Fan von ihm zu werden.

Denn genau wie das Leben dem Wandel unterworfen ist, hat sich auch Woody Allens Humor gewandelt. Er ist gereifter, weniger infantil als früher, aber dafür leider auch weniger extrem. Während in seinen früheren Filmen der Humor weitaus quirliger, verrückter und verspielter war, ist er in den letzten Jahren erwachsener geworden, ruhiger und manchmal sogar ein wenig subtiler. Es ist halt Geschmackssache ob man den früheren Allen Humor bevorzugt oder den heutigen, im besten Fall ist man jedoch mit dem Filmemacher gemeinsam gewachsen und gereift und kann beides schätzen.

„You Will Meet a Tall Dark Stranger“ löst nichts richtig auf, er stellt bloß Fragen, die Antworten müssen wir selbst suchen. Dass diese kleine Parabel über die Macht des Schicksals und ob man seine Zukunft mitbestimmen kann oder nicht, auch tatsächlich funktioniert, liegt nicht zuletzt an den hervorragenden Schauspielerleistungen aller beteiligten. Aber auch die leichtfüßige Inszenierung und die miteinander verwobene Handlung tragen ihr übriges dazu bei. Leider bekommt aber nicht jede Handlung die notwendige Aufmerksamkeit und gerät daher etwas ins Hintertreffen. Dieser Umstand mindert den extrem hohen Unterhaltungsfaktor des Films nur gering. Denn am Ende wundert man sich, wie schnell die Zeit vergangen ist und wie viel Spaß man dabei hatte.

Regie & Drehbuch: Woody Allen, Darsteller: Gemma Jones, Anthony Hopkins, Naomi Watts, Josh Brolin, Laufzeit: 98 Minuten, Filmstart: 02.12.2010