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Predators

7
Action

Der Sommer der Remakes und Reimaginings nimmt scheinbar kein Ende: Nach The A-Team und The Karate Kid steht der nächste vermeintliche Klassiker der 80er Jahre, Predators, bereits in den Startlöchern.

Regisseur Nimród Antal, der bisher vor allem mithilfe seines 2003 erschienenen Psychodrama Kontroll Aufsehen erregen bzw. (verdient) Ansehen dafür einheimsen konnte, wagt zusammen mit Robert Rodriguez als Produzenten den Schritt hin zu einer der bekanntesten und offensichtlich auch beständigsten Science-Fiction-Actionfilmreihen. Schlicht Predators betitelt, soll diese Benennung schon im Vorfeld klar auf die Trennung zu den katastrophalen Alien VS Predator Mash-Up-Versuchen aufmerksam machen und laut Antal bzw. Rodriguez dezidiert kein Remake, sondern eine Fortsetzung von Predator aus dem Jahr 1987 darstellen.

Am grundlegenden Handlungsschemata hat sich in den vergangenen 23 Jahren kaum etwas verändert: Eine Gruppe von Spezialisten, angeführt von einem grimmigen US-Söldner namens Royce (Adrien Brody), findet sich – überraschend – in einer entlegenen Wildnis wieder. Neben Royce befinden sich in dem anfangs offenbar willkürlich zusammengewürfelten Haufen auch ein Black-Ops Scharfschütze der CIA (Alice Braga), ein schwer bewaffneter russischer Speznas-Angehöriger (Oleg Taktarov), ein wortkarger Yakuza-Auftragskiller (Louis Ozawa Changchien), ein Vollstrecker eines mexikanischen Drogenkartells (Danny Trejo), ein Mitglied einer Death-Squad aus Sierra Leone (Mahershalalhashbaz Ali), ein kurz vor seiner Hinrichtung stehender Massenmörder (Walter Goggins) und ein junger, in Ungnade gefallener Arzt (Topher Grace). Außer beim letztgenannten scheint kein Zweifel daran zu bestehen, das alle Personen eine Gemeinsamkeit haben: sie alle gelten als die gefährlichsten Menschen der Erde. Schon bald muss das schlecht gelaunte Elitekiller-Kollektiv feststellen, dass sie offenbar bewusst ausgewählt und auf einen fremden Planeten gebracht wurden, wo sie nicht mehr die größte Bedrohung darstellen…

Der 1987 erschienene Predator war ein reinrassiger Actionfilm des damals noch relativ unbekannten Regisseurs John McTiernan, der ein Jahr darauf mit Die Hard seinen Ruf als Spezialist für eindrucksvolles, energetisches Unterhaltungskino mit ordentlichem dramaturgischem Unterbau etablierte. Ein besonderes Geschick bewies er auch bei der Besetzung, denn neben dem damals noch einigermaßen bekannten Carl Weathers, Jesse Ventura und dem ewig im Abseits stehenden Bill Duke konnte vor allem der kurz vor seinem filmischen Zenit stehende Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle überzeugen (Hinter der Maske des Predator spielte übrigens vor dessen Umgestaltung ein gewisser Jean-Claude Van Damme). So Ikonisch der Steirer rückblickend für das (Action-)Kino der 80er und frühen 90er Jahre erschien, so passend sollte seine Rolle in Predator auch sein: Wortkarg (dialektbedingt?), Zigarren-kauend, muskelbepackt und im Dauerfeuermodus – der Prototyp des Actionhelden schlechthin für damalige Zeiten. Der Erfolg des Filmes spiegelte sich – neben einer Oscar-Nominierung für die besten visuellen Effekte – auch in diversen (ungeliebten) Fortsetzungen sowie in der Konstituierung der Figur des Predators in die Sci-Fi-Monster-Analen wider.

Die Ausgangssituation ist somit klar: Töten oder Getötet werden, Action im Vorder- und Handlung im Hintergrund. Auch nach langen Jahren der filmischen Abstinenz (man klammere die AvP-Teile dabei aus) ist das Konzept der Fortsetzung kaum überraschend, Predators will zudem der legitime Nachfolger des ursprünglichen Predator von 1987 sein – die nette Analogie zu Alien/Aliens ist dabei wohl kein Zufall. Regisseur Antal bewegt sich auf dem gleichen dramaturgischen Terrain wie McTiernan, adaptiert dabei zugleich auch dessen Prämisse: Wenn der monströse Predator auf Trophäenjagd geht, wird auch das gefährlichste Lebewesen von allen, der Mensch, zur leichten Beute. Mit der Umkehrung der Ausgangsposition, dass aus dem Jäger der Gejagte wird, wird im Laufe des Film immer wieder gekonnt gespielt, ohne die Thematik selbst auszureizen (obwohl Richard Connells Kurzgeschichte The Most Dangerous Game dann doch schon einige Jahre am Buckel hat).

Aufgrund der Tatsache, dass nach der ersten Annäherung an die bzw. Klassifizierung der Charaktere diese sogleich mit anhaltender Regelmäßigkeit durchbohrt, erschossen oder anderweitig über den Jordan geschickt werden, bleibt eine tiefergehende emotionale Bindung an den Zuseher natürlich auf der Strecke und der Weg für Klischees darf hinsichtlich der damit verbundenen Erwartungshaltungen beschritten werden (schwertschwingender Yakuza, gewissenloser Einzelkämpfer der sein Gewissen wiederfindet, der ominöse Arzt etc.). Die schon fast karikaturhafte Überzeichnung der einzelnen Personentypen fällt aber bei der durchgehend rasanten Inszenierung kaum ins Gewicht; der Fokus liegt klarerweise auf den Actionsequenzen, die zwar kompetent, aber für heutige Standards vergleichsweise zurückhaltend und überschaubar gestaltet wurden.

Das die Spezialeffekte durch das geringe Budget (etwa 40 Mio. US-Dollar, zum Vergleich: Predator 2 von 1990 hatte 35 Mio.) keinesfalls mit High-End Produktionen der Marke Peter Jackson oder gar James Cameron auf eine Stufe zu stellen sind, kann man angesichts der stimmigen Drehlokalitäten und deren natürlicher Atmosphäre gerne akzeptieren. Dieser Rückfall in Pre-CGI-Overkill-Zeiten wird zudem mit einer für zeitgemäßen Actionfilm schon beinahe untypischen Schnittfolge und einigen tollen Kameraeinstellungen weitergehend untermauert, was dem ansehnlichen Gesamteindruck zugutekommt. Verwunderung sorgt (wie so oft) Oscar-Preisträger Adrien Brody, der nach Peter Jacksons King Kong erneut für die Hauptrolle eines Actionfilms ausgewählt wurde. Genau dieses kokette Spiel mit eingeprägten Konventionen scheint Regisseur Antal bei der Besetzung im Auge gehabt zu haben: Zum einen wäre die Auswahl eines Muskelriesen a la Schwarzenegger ein Affront gegen Fans des Originals gewesen, zum anderen kann dabei auch ein zarter Versuch einer Dekonstruktion eben jener traditioneller Normen ausgemacht werden. Angesichts der Eindimensionalität der Charaktere im Laufe des Films kann dieser Versuch spätestens nach Dialogpassagen wie „Who are you? I’m the one you don’t fuck with“ mit einem Schmunzeln dann aber auch schon wieder vergessen werden.

Nimród Antals offizielle Fortsetzung zu McTiernans Predator bietet, im besten Sinne, traditionelle Sci-Fi-Action ohne unnötigen CGI-Ballast und stellt damit eine willkommene Abwechslung zur derzeitigen No(n)sens(e)-Fließbandunterhaltung dar. Natürlich ist der Ausgangspunkt schnell klar und entsprechend oft wiedergekäut worden, der Reiz des rasant inszenierten Predators geht aber vom überraschend gut funktionierenden Ineinandergreifen aller Handlungselemente aus. Tolles Set Design, fähige Schauspieler, genügend Wiedererkennungsmerkmale sowie Verweise auf den Vorgänger und sehenswerte Drehlokalitäten: All dies trägt zur gelungenen Atmosphäre des Films bei, eine Offenbarung an Originalität sollte man sich aber nicht erwarten. Wer selbstreflexive moralische Gedankenspiele der Charaktere, emotional tiefgreifende Dialogpassagen oder geschickt miteinander verknüpfte Handlungsebenen sucht, sollte klarerweise einen Bogen um Predators machen. Nostalgiker, CGI-Verächter und Freunde bodenständiger Actionkost werden aber kaum enttäuscht werden.

Regie: Nimród Antal, Drehbuch: Alex Litvak, Michael Finch, Darsteller: Adrien Brody, Topher Grace, Alice Braga,  Laurence Fishburne, Filmstart: 09.07.2010, Laufzeit: 107 Minuten




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