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The Ornithologist

5
Drama

Ein Ornithologe verirrt sich im Wald und trifft auf Pilger, einen stummen Ziegenhirten und ausgestopfte Tiere – aber eigentlich ist er auf der Suche nach sich selbst.

Fernando (Paul Hamy) sucht in der Wildnis Portugals nach bedrohten Schwarzstörchen, ertrinkt dabei aber beinahe in einem tosenden Fluss. Zum Glück wird er von Lin und Fei, zwei Chinesinnen, die sich am Jakobsweg verirrt haben, gerettet. Aber schon in der ersten Nacht geschehen mysteriöse und unheimliche Dinge und Fernando tritt lieber die Flucht in den Wald an. Wo es aber nicht weniger unheimlich zugeht und er auf kostümierte Männer, einen stummen Ziegenhirten Namens Jesus, ausgestopfte Tiere und berittene, barbrüstige Amazonen trifft. Was sich aber daraus entwickelt ist keine Reise ins Herz der Finsternis, sondern eine zu sich selbst und zurück zum Glauben.

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Was wie ein surrealer Abenteuerfilm und ein Selbstfindungstrip der ganz anderen Art beginnt, entwickelt sich allerdings zusehends zu einer (mehr oder weniger versteckten) religiösen Bekehrung. Fernando findet nicht nur zu sich selbst, sondern wird sogar so eine Art Messias, verkörpert durch einen anderen Schauspieler – der Regisseur besetzt sich da gleich selbst in der Rolle. Je religiöser der Film wird, desto symbolhafter wird das Ganze, und es handelt sich dabei nicht gerade um subtile Bilder, die der Regisseur da inszeniert. Unweigerlich entsteht das Gefühl, der Regisseur João Pedro Rodrigues vertraut weder der Geschichte um für sich selbst zu sprechen, noch dem Publikum um alles zu verstehen.

Dabei geht der Film beinahe traumwandlerisch leicht von trockenem Realismus zu spannendem (und teils sogar humorvollen) Surrealismus über. So unscheinbar langsam schleichen sich die Elemente in den Verlauf des Geschehens ein, dass man es am Anfang gar nicht richtig bemerkt. Stattdessen hat man das Gefühl, in diesem Wald könnte wirklich etwas nicht stimmen. In seinen besten Momenten etabliert The Ornithologist eine beklemmende Atmosphäre, die selbst so manchen Horrorfilmen den Rang abläuft.

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Ob man den religiösen Ansatz, die Läuterungsgeschichte und die aufgeladene Symbolik mag oder nicht, sei jedem selbst überlassen. Was aber wahrlich ein dramaturgisches Vergehen ist, ist der Einsatz des Handys. Im Kino ist es ja bekanntlich nicht erwünscht, wenn Handys läuten und das Filmvergnügen stören. Gut, richtig so. Dass heutzutage jeder ein Mobiltelefon hat, ist klar, und natürlich auch, dass ein verirrter Protagonist versucht jemanden damit zu erreichen. Aber wenn Filmemacher Handys in ihren Geschichten für billige Exposition missbrauchen, sollte es ihnen beinahe auch verboten werden, welche zu benutzen.

Was gut beginnt, verläuft sich bald – genau wie der Ornithologe Fernando im Wald – in einer schwerfälligen Symbolik und einem religiösen Pathos. Wenn João Pedro Rodrigues sein Anliegen dem Publikum wenigstens nicht derart hartnäckig aufs Auge drücken würde, dann könnten sich all jene, die damit wenig anfangen können, zumindest an einer surrealen Geschichte und einer visuell gelungenen Inszenierung erfreuen, so bleibt The Ornithologist aber vorwiegend für Zuschauer, die genau diese Thematik suchen. Zumindest sie könnten ihre Freude an dem Film haben.

Regie und Drehbuch: João Pedro Rodrigues, Darsteller: Paul Hamy, Chan Suan, Juliane Elting, Xelo Cagiao, Filmlänge: 117 Minuten, gezeigt im Rahmen der Viennale V’16




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