The Elder Scrolls V: Skyrim
Die The Elder Scrolls-Reihe geht in die fünfte Runde und Skyrim soll alles bisher da gewesene in den Schatten stellen. Doch ist das Spiel wirklich perfekt? Während Filmreihen bei fortlaufender Dauer (mit wenigen Ausnahmen) immer schlechter werden, scheint die Entwicklung bei Spielen genau umgekehrt zu sein. Aber gerade RPGs (und in weiterer Folge deren Entwickler) stehen seit dem Erscheinen von World of Warcraft unter großem Druck und Zugzwang. Dieses endlos fortsetzbare MMORPG zwingt die klassischen Rollenspiele zu immer größeren Dimensionen und deren Fangemeinde zu höheren Erwartungshaltungen. Und als würde es ihnen nicht nur Spaß machen, sondern sie auch zu stets neuen Höchstleistungen antreiben, nehmen die Jungs von Bethesda, die uns schon das grandiose Fallout 3 beschert haben, die Herausforderung an.
Schon dieses Game bot dem Spieler eine riesige Welt, angereichert mit zahlreichen Figuren und Missionen, die es zu erkunden galt. Doch Skyrim (man möchte es kaum für möglich halten), übertrifft das Ganze noch mal und legt damit die Messlatte für folgende RPGs hoch an. Das Spiel vermittelt einem das Gefühl einer nicht enden wollenden Welt, die laufend Neues zu bieten hat. Dass der Schein trügt und es sich nicht ganz so verhält, fällt einem erst nach zahlreichen Spielstunden auf. Für diejenigen, die sich nur auf die Haupthandlung konzentrieren und lediglich ein paar Sidequests durchführen fällt das gar nicht ins Gewicht (wenngleich sich dadurch die Frage stellt, wozu man dann überhaupt ein Rollenspiel genießt?).
Die Haupthandlung, wie in zahlreichen anderen RPGs, ist denkbar einfach und reduziert. Gleichzeitig macht sie aber nur einen minimalen Bruchteil des Reichtums dieser Spiele aus. Skyrim spielt zweihundert Jahre nach seinem direkten Vorgänger Oblivion in dem titelspendenden Land Skyrim. Jene Region befindet sich in einem Bürgerkrieg seit der Ermordung des hohen Königs. Mitten in diesem Chaos bekommt der Protagonist den Auftrag, einen nordischen Drachengott zu töten, der, so sagt man, die Welt zerstören wird. Soweit zur Haupthandlung, die an sich schon keine leichte Aufgabe darstellt. Trotzdem bleibt es dem Spieler überlassen, wie lange er die Haupthandlung hinauszögert, was so weit geht, dass man sie sogar auf unbestimmte Zeit vernachlässigen kann. Soll heißen man kann sich in Skyrim derart verlieren, dass man die Haupthandlung eigentlich auch gar nicht weiter verfolgen braucht. Nun, wie kommt das?
Dies liegt an den Unzähligen, man möchte fast meinen unbegrenzt vorhandenen Sidequests, die es in dieser Welt gibt. Während man Skyrim erforscht und die Landschaft durchstreift (die es alleine schon Wert ist einfach nur durch die Gegend zu spazieren) wird man mit Aufträgen und zu erkundenden Orten beinahe überhäuft. Hier ist das Wichtigste, nicht die Übersicht zu verlieren. Aber genau an dieser Stelle schleicht sich auch ein kleiner Wermutstropfen ein. Wer das Spiel wirklich derart exzessiv spielt, um in den Genuss dieser ganzen (wobei man niemals ALLE Nebenmissionen erleben wird) Sidequests zu kommen, der wird irgendwann feststellen, dass sie sich stellenweise wiederholen. Irgendjemand will irgendetwas beschafft haben, zu dem er selbst nicht den nötigen Mut hat es zu besorgen oder den Feind zu vernichten, also muss man als neugieriger Spieler die Sache selbst in die Hand nehmen. Solche Fälle gibt es immer wieder und zeugen (wenngleich in sehr geringem Maße) von einem gewissen repetitiven Figuren- und Missionsdesign.
Darüber hinaus stellt man bei den zahlreichen Konfrontationen fest, dass Kämpfe mit dem Schwert bei Weitem nicht so abwechslungsreich sind (und somit auch nicht so viel Arbeit seitens der Entwickler investiert wurde) wie es bei den magischen Fähigkeiten der Fall ist. Etwas zu einseitig und einfach sind die Schwertkämpfe ausgefallen, um wirklich dauerhaft für Abwechslung zu sorgen. Gleichzeitig hat sich hier ein Problem eingeschlichen, welches schon in anderen Open-World Games (z.B.: Red Dead Redemption) zu Frustrationsanfällen geführt hat. Selbst wenn man gerade einen mächtigen Gegner besiegt hat oder zu einem der stärksten Krieger überhaupt aufgestiegen ist, kann es dennoch passieren, dass man einen Schritt in die Wildnis wagt und von einem wilden Bären ohne große Probleme getötet wird.
Aber irgendwie, so ärgerlich diese kleinen „Patzer“ auch sein mögen, fallen sie doch nicht ins Gewicht und trüben den Spaß in keiner Weise. Im Gegenteil, irgendwie verstärken sie nur den Eindruck, dass Skyrim eine sich selbst (weiter)entwickelnde und vor allem lebendige Welt ist. Und gerade in dieser Lebendigkeit steckt die größte Stärke des Spiels. Man bekommt bei jedem Schritt den man macht den Eindruck vermittelt oder viel eher die Illusion zu spüren, dass es sich hier um eine eigene Welt handelt, in die man vollends eintauchen kann.
Das Spiel selbst gibt wenig vor. Nein. Viel mehr animiert es den Spieler hinauszugehen und Skyrim selbst nach Lust und Laune zu erkunden. Wer Vorgaben braucht, der hat die Haupthandlung und die Nebenhandlungen, die er annehmen will (aber nicht muss). Wer keine braucht, der erforscht das Land und erlebt sein ganz eigenes Abenteuer, denn kaum eine Erfahrung wird einer Anderen gleichen. Von daher ist The Elder Scrolls V: Skyrim mit kaum etwas anderem zu vergleichen und erweist sich als eines der aufregendsten und sowohl geistig als auch emotional stimulierendsten Spielen der Gegenwart. Die Entwickler von Bethesda haben die Messlatte für zukünftige Projekte wahrlich hochgesteckt.
Plattform: PS3 (Version getestet), Xbox 360, PC, Altersfreigabe (PEGI): 18, Spieler: 1, Erscheinungsdatum: 11.11.2011