The Room Next Door
The Room Next Door ist Pedro Almodovars 24. Regie-Spielfilm – und der erste, den er im Original in englischer Sprache drehte. Letztes Jahr gab er zwar mit A Strange Way of Life sein englischsprachiges Debüt, allerdings handelte es sich dabei eben „nur“ um einen etwas längeren Kurzfilm. Mit The Room Next Door greift er wieder in die Vollen und erinnert dabei an seine eigenen großen Glanzzeiten. Der Film ist eine Adaption des Romans Was fehlt dir? von Sigrid Nunez. Almodóvar schrieb wie gewohnt auch das Drehbuch.
Die beiden Freundinnen Ingrid (Julianne Moore) und Martha (Tilda Swinton) hatten sich zuletzt ein wenig aus den Augen verloren. Das lag auch daran, dass die Schriftstellerin Ingrid mehrere Jahre in Paris gelebt hat. Nun ist sie zurück in den USA und erfährt, dass ihre Freundin Martha schwer erkrankt ist. Martha hat Krebs, letztes Stadium. Ingrid besucht sie so oft sie kann, und die beiden können ihre Freundschaft wieder erneuern. Doch Martha weiß, dass sie nicht mehr viel Zeit und auch nicht mehr viel Willen hat. Sie bittet Ingrid um einen unglaublich schweren Freundschaftsdienst …
The Room Next Door ist ein äußerst gelungenes Spätwerk von Pedro Almodóvar. Der Stoff der Romanvorlage passt wunderbar ins Oeuvre und ergänzt Almodóvars Gesamtkatalog um einen weiteren bedeutenden Eintrag. Bei den Filmfestspielen in Venedig, wo The Room Next Door uraufgeführt wurde, ergatterte er den Goldenen Löwen, also den Hauptpreis des Festivals. Doch nicht alle Kritikerreaktion fielen positiv aus.
Manchmal wurde die Langsamkeit moniert, andernorts die Nutzlosigkeit diverser Nebenfiguren für die Handlung, wie z.B. der von John Turturro gespielte Damien. All dies sind Punkte, die man anerkennen kann. Tatsächlich schleicht sich hier und da eine gewisse Behäbigkeit in die Inszenierung des heute 75-jährigen Almodóvars. Und ja, um Turturros Charakter geht es in diesem Film bestimmt nicht. Der ist nämlich ganz allein seinen Hauptfiguren zugedacht, beziehungsweise der tiefen Frauenfreundschaft zwischen Martha und Ingrid gewidmet.
Dazu kommen die getragene Klaviermusik von Alberto Iglesias und die tolle Kinematografie von Edu Grau. Die Bilder sehen nicht selten aus, als würde man durch eine Galerie streifen. Edward Hopper wird zitiert und referenziert. Manchmal kopiert Almodóvar seine eigenen Bilder, lässt etwa das ikonische Plakat von Sprich mit ihr in The Room Next Door nochmal lebendig werden. Man kann sich wunderbar in diesen Bildern verlieren. Und dass die beiden Hauptdarstellerin richtig abliefern, das kann man sich ja denken.
The Room Next Door ist ein weiterer melodramatischer Almodóvar-Film, im guten alten Hollywoodstil, aber mit subversiven und wichtigen Themen unterfüttert. Kann nicht allen gefallen und ist sicher auch nicht der beste Film des Spaniers. Aber ein sehr, sehr guter Film ist es auf jeden Fall.
Regie und Drehbuch: Pedro Almodóvar, basierend auf dem Roman von Sigrid Nunez, Darsteller: Julianne Moore, Tilda Swinton, John Turturro, Alessandro Nivola, Juan Diego Botto, Filmlänge: 107 Minuten, Kinostart: 25.10.2024
