Asterix: Die Weiße Iris
Ein neuer Asterix ist immer ein bisschen ein kulturelles Event in unserem Breitengrad. Denn das sonst nicht gerade rege Presseinteresse an Comic-Veröffentlichungen verkehrt sich bei Asterix immer ins Gegenteil. Jedes Feuilleton, dass was auf sich hält, berichtet. Und auch eine sonst Comic-ferne Leserschaft stürmt die Buchhandlungen und Kioske um ein Exemplar zu ergattern. Nicht selten sind die ersten Auflagen innerhalb kürzester Zeit ausverkauft und der Nachdruck kann sich im schlechtesten Fall Monate hinziehen. Wie gesagt – ein neuer Asterix ist auch abseits der Comicseiten immer ein großes Kasperltheater.
Dass der Inhalt nicht ausschließlich dafür sprach, auch das ist bekannt. Mit Schrecken werden sich wohl noch einige an die letzten Jahre des Asterix-Mit-Schöpfers und Zeichners Uderzo erinnern, der nach dem Ableben von René Goscinny auch die schriftstellerische Arbeit übernahm. Das ging in den ersten Versuchen nach ganz gut (etwa Der große Graben), endete aber letztendlich in der kreativen Bankrotterklärung Gallien in Gefahr.
Nach Uderzos Ableben herrschte für ein paar Jahre Schweigen im Wildschweinwalde. Doch dann übernahm das neue Kreativteam, bestehend aus Jean-Yves Ferri (Text) und Didier Conrad (Zeichnungen), und voila – gleich ging der Zaubertrank wieder runter wie Cervesa. Natürlich gab es auch hier Aufs (etwa Das Papyrus des Cäsar) und Abs (wie Asterix in Italien). Aber alles in allem ist dieser Run als gelungen zu bezeichnen. Auch wenn das viele Goscinny-Puristen nicht gerne hören bzw. wahrhaben wollen.
Nun ist Ferri aber als Autor bereits wieder abgelöst und Fabrice Caros, genannt Fabcaro betritt die Bühne. Didier Conrad als Zeichner bleibt. Die Weiße Iris heißt der neue Band. Und ist – jetzt alle einmal tief durchatmen – vermutlich der beste Asterix seitdem Goscinny nicht mehr unter uns weilt. Dieser Asterix ist politisch, hintersinnig, fein gesponnen und erinnert an die Glanzzeiten der Serie. Fabcaro hat seinen Vorgänger genau studiert und kopiert ihn manchmal auch einfach schamlos. Gewisse Plot Points erinnern etwa frappant an den Seher oder Streit um Asterix. Doch geschieht das alles mit so viel Liebe und Genauigkeit, dass dies nicht zum Problem, sondern zur Stärke gerät.
Die Story der Weißen Iris dreht sich um Visusversus, der von Cäsar abgesandt wird, um einen neuen Zugang zur Vernichtung der widerspenstigen Gallier zu generieren. Visusversus Geheimwaffe: schmeicheln, Achtsamkeit, (vermeintliche) Liebe – auf dass die Gallier verweichlichte Softies werden und von den Römern überrannt werden können. Er kommt diesem Plan auch gefährlich nahe. Nur Asterix und Obelix geben sich resistent gegenüber dem woken Gebrabbel.
Die Weiße Iris ist ein gelungener Spaß. Ein besonderes Lob geht auch Richtung Übersetzung, die uns die lateinischen Namen mal wieder in sehr schöne zeitgenössische Kontexte setzt. Jetzt kann man nur hoffen, dass Asterix nicht als Old White Cis-Dude gebrandmarkt und gecancelt wird.
Asterix: Die Weiße Iris (Erscheinungstermin: 26.10.2023) von Fabcaro und Didier Conrad, 48 Seiten, erschienen bei Egmont, Quelle Bildmaterial: Egmont Ehapa Media, www.egmont.de, www.asterix.com.