Barbie (c) 2023 Warner Bros. Pictures(4)

Barbie

7
Komödie

Umso mehr man über Greta Gerwigs lange erwarteten Blockbuster Barbie nachdenkt – und dass ein Realfilm (ein kurioser Term für eine großteils in der fantastic plastic Phantasiewelt der Titelheldin (exzellent: Margot Robbie) angelegten Story) über die ikonische Puppe dazu überhaupt anregt, bezeugt die Qualität der dynamischen Inszenierung – desto ambivalenter scheint dessen vordergründige Message.

Jene ist laut der Regisseurin und Co-Drehbuchautorin natürlich feministisch. Nicht zufällig ein Schlagwort wie aus dem Wunschkatalog Mattels, deren fiktionalisierte Chefetage angeführt von Will Ferrells CEO einen diegetisch und dramaturgisch gleichsam ziellosen Auftritt hat. Selbstironie wird zum effektivsten Mittel der Selbstvermarktung, die Kritik am Produkt geschickt bagatellisiert und umleitet.

 

Schuld an den in einem Teenager-TED-Talk heruntergerasselten fragwürdigen Aspekte der Barbie-Puppen ist nicht deren Hersteller oder gar deren herzensgute Schöpferin (Rhea Perlman), sondern das Patriarchat. Dessen zahme, aber dennoch amüsante Kritik bestimmt den temporeichen Plot. Darin reist die Hauptcharakter-Barbie mit Ken (Ryan Gosling) im Gepäck aus dem von vorbildlich diversen Barbies (Issa Rae, Hari Nef, Emma Mackey, Dua Lipa, Ana Cruz Kayne, Sharon Rooney) bevölkerten Barbie-Land in die echte Welt, deren patriarchale Probleme das pinke Paradies infizieren. Parodistische Pop-Tanznummern, kongenial knallfarbige Kulissen und Kostüme kaschieren nur notdürftig die Insuffizienz des Lösungsansatzes der Handlung, die nicht nur mit losen Enden kämpft.

Das in einem sarkastischen Prolog unterwanderte Mutter-Ideal, mit dem Mädchen unverändert indoktriniert werden, wird reinstalliert. Noch fragwürdiger ist die Darstellung von Frauen, die nicht Barbies klassistischem Erfolgsmodell und doppelmoralischen Dresscode entsprechen als gehirngewaschenen Opfern des Patriarchats. Jenes hat zwar durchaus Unterstützerinnen, aber eben gerade in jener mittelständischen bis elitären heteronormativen Fraktion, deren Existenz in jedem Sinne zum Nonplusultra allen Seins verklärt wird: erstrebenswerter sogar als ein Leben im makellosen Matriarchat der Barbie-Welt. Deren imperialistischen Individualismus stilisiert die kindliche Camp-Comedy zum postfeministischen Prototyp einer universellen Utopie. Die zynische Schlusspointe, die auf die kommerzielle Pathologiesierung von Weiblichkeit verweist, tröstet darüber nur bedingt hinweg.

Regie: Greta Gerwig, Drehbuch: Greta Gerwig, Noah Baumbach, Darsteller: Margot Robbie, Kingsley Ben-Adir, Ryan Gosling, Will Ferrell, John Cena, Helen Mirren, Michael Cera, Kate McKinnon, Filmlänge: 114 Minuten, Kinostart: 21.07.2023

Barbie




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