Die drei Musketiere – D’Artagnan

Die jüngste Adaption Alexander Dumas kanonischen Kostümschinkens Die drei Musketiere – D’Artagnan, der alle paar Jahre in neuer Aufmachung auf die Leinwand kommt, verpackt die Abenteuer des hier nicht mehr ganz jungen Titelcharakters (François Civil) in einen ungewohnt rauen Look.

Jene um Realismus bemühte Optik, die den jungen Möchtegern-Musketier aus der Gascone und seine drei Mitstreiter Athos (Vincent Cassel), Porthos (Pio Marmaï) und Aramis (Romain Duris) in einem düster-dreckigen Paris unter Ludwig XIII (Louis Garrel) als ständig schmutzverkrustete Schläger präsentiert, verspricht sowohl eine größere Nähe zur Romanvorlage als auch kritische Auseinandersetzung mit deren fragwürdigeren Idealen. Eingelöst wird es von Regisseur und Co-Drehbuchautor Matthieu Delaporte allerdings nie.

Der Auftakt des Mantel-und-Degen-Dreiteilers harmonisiert den um diverse Nebenfiguren und -handlungsstränge erleichterten Plot und retuschiert trotz der aggressiven Authentizität von Soundeffekten, Bühnen- und Kostümbild die Figurenbiografien. Ähnlich lapidar abgehandelt wird der historische Rahmen der fiktiven Handlung, die aktuelle Aspekte diskret ausblendet. Jenes verschenkte Potenzial verschiebt Spannung und Dynamik gänzlich auf die Charaktere, unter denen der Held der fadeste ist.

Während das Titel-Trio und Kardinal Richelieu (Eric Ruf) altbekannte Abziehbilder bleiben, gewinnen Queen Anne (Vicky Krieps) und Widersacherin Milady (Eva Green) dank hervorragender Darstellerinnen an Komplexität. Letzte duelliert mit Tempo und Action, die das erste Kinokapitel zum chaotischen, aber kurzweiligen Prolog machen.

Regie: Matthieu Delaporte, Drehbuch: Matthieu Delaporte, Alexandre de La Patellière, basierend auf dem Roman von Alexandre Dumas, Darsteller: Eva Green, Vicky Krieps, Vincent Cassel, Louis Garrel, Lyna Khoudri, Jacob Fortune-Lloyd, Romain Duris, François Civil, Filmlänge: 121 Minuten, Kinostart: 14.04.2023