Coming of H (c) 2022 Hamed Eshrat, Avant Verlag(2)

Coming of H

Hameds Eltern fliehen aus dem Iran nach Deutschland. Da ist Hamed sieben Jahre alt. Er wächst in der westdeutschen Provinz auf. Mitte der 90er Jahre ist Hamed Teenager. Er interessiert sich für skaten, kiffen, seine Kumpels und die rothaarige Nina. Sein bester Freund probiert sich durch alle verfügbaren Drogen durch, bis er auch bei Heroin ankommt. Hamed gerät in Sorge, versucht seine Welt zusammen zuhalten – und merkt zu spät, dass sie an einem ganz anderen Ende droht auseinander zu fallen.

In seiner Graphic Novel Coming of H verarbeitet Hamed Eshrat die eigene Jugend in Nordrhein-Westfalen. Der Titel ist ein durchaus gewitztes Wortspiel, gibt dem Thema Heroin aber einen größeren Spot, als es sich dann in den Innenseiten des Buchs tatsächlich widerspiegelt. Coming of H legt den Fokus verstärkt auf Hameds Wunsch, es als Künstler „zu schaffen“; seine Zuneigung zur Schulkollegin Nina und das Drama der eigenen Familie. Auch die Liebe zur Musik wird immer wieder thematisiert. Kleiner Tipp: Schaut mal hinter die Deckel der Klappenbroschur im Innenteil des Buchs. Dort gibt es einen QR-Code zum scannen. Dieser führt zu einer Spotify-Playlist – dem Soundtrack zum Buch sozusagen. „Seite A“ widmet sich Urban und Hip-Hop, „Seite B“ Indie und Punk. Netter Gimmick!

Während es in der ersten Hälfte noch viel warmherzigen Humor und leise Ironie gibt, wird die Erzählung gegen Ende hin immer tragischer – ohne je hoffnungslos zu werden. Hamed Eshrats Bilder strahlen eine Kraft, Vitalität und Lebensfreude (insbesondere in der starken Farbgebung) aus, die mitunter im krassen Wiederspruch zur teils düsteren Geschichte stehen. Obwohl es sich um eine Geschichte über Jugendliche handelt, ist die Perspektive sehr Erwachsen und wird wohl auch vor allem solche als Leserschaft anziehen. Keine Lektüre für Zwischendurch. Eher etwas um es langsam und nachhaltig auf sich einwirken zu lassen.

Coming of H von Hamed Eshrat, 176 Seiten, erschienen im Avant Verlag.

Coming of H