Jagdsaison
Der Sommer ist noch nicht vorbei und somit auch nicht die Zeit der deutschen Sommerkomödie, die alljährlich die Abgründe heimischer Humorlosigkeit auslotet. Wer nach Liebesdings, Sweet Disaster und Freibad dachte, das Schlimmste sei überstanden, wird von Aron Lehmann und Jagdsaison eines besseren belehrt. Der Titel seines überflüssigen Remakes einer gleichnamigen dänischen Produktion von 2019 ist Programm.
Gewalt gegen Tiere gilt als reines Amüsement auf dem von allerlei Fremdscham-Unfällen begleiteten Luxus-Wochenendausflug der Protagonistinnen. Eva (Co-Drehbuchautorin Rosalie Thomass), Bella (Almila Bagriacik) und Marlene (Marie Burchard) sind weiß, wohlhabend, hardcore-hetero und motiviert von einer selbstgerechten Rücksichtslosigkeit einzig übertroffen durch ihren Reaktionismus.
Das sexistische Frauenbild, das die weiblichen Figuren einzig über ihr Bedürfnis nach monogamer Partnerschaft und heteronormativer Triebbefriedigung definiert, ist Teil der neokonservativen Agenda hinter plakativen Pointen. Dass Eva Marlenes Seitensprung vereitelt, erscheint als Freundschaftsdienst. Eva beschuldigt Bella, ihr den Kindesvater ausgespannt zu haben und konkurriert verbissen darum, wer die Mutterrolle besser spielt.
Bella wiederum sehnte sich nach einer Familie und klagt, wie einsam Reichtum, Schönheit und Erfolg doch machen. Zwischen peinlich unkomischen Gags über Intimwaxing und Anal-Selfies wirbt der vulgäre Klamauk um Sympathie für eine Elite ohne Empathie und Ethik, deren egozentrische Eskalation ein privilegiertes Publikum belächeln und beklatschen soll.
Regie: Aron Lehmann, Drehbuch: Rosalie Thomass, Lea Schmidbauer, Aron Lehmann, Darsteller: August Fredrik, Almila Bagriacik, Thorsten Merten, Rosalie Thomass, Luc Feit, Marie Burchard, Filmlänge: 93 Minuten, Kinostart: 18.08.2022